Freitag, 31. Juli 2020

Entkuppeln, Handbremse lösen und durchstarten ...

... das war der Plan heute beim Training in Riedstadt. Einfach Gas geben und sich nicht selber durch Kopfkino ausbremsen - klappt am besten ohne Hunde. Und ohne Zuschauer ... Meine filmender Göttergatte wusste ja vorher, was er da zu sehen bekommt: spooky Bilder von seiner Frau, die ohne Hund durch den Parcours rennt und den unsichtbaren Begleiter dabei verbal motiviert und dirigiert. Beim Stegabgang hab ich dann auf dem Video Schatten gesehen als ob das doch was mit mir im Parcours war ... wirklich fast schon unheimlich.



Spannende Frage: klappt das auch mit Hund. Antwort von Radio Eriwan: im Prinzip schon ...

Einfach nur rennen und kreischen hat nicht gereicht. Aber es war sehr aufschlussreich zu sehen, an welchen Stellen der Hund mich wirklich braucht. Insofern auch ein Teambildungsexperiment. Und auch wenn das "Weg" nach dem Slalom gut geklappt hat, zieht der Wechsel eben deutlich mehr ...



Auch Lasse hat sich auf das Durchstarten recht gut eingelassen. Bei ihm muss ich halt noch sehr viel deutlicher führen. 



Aber ich bin mit dem Experiment zufrieden. Die Wiederholung ist für nächste Woche schon geplant.
Das Ziel: Synthese aus mehr Rennen und mehr Führen ... 

Dienstag, 28. Juli 2020

Ehrgeiz - was ist dann eigentlich und darf man das überhaupt ...?


Als ich Sonntag glücklich vom Turnier nach Hause kam, meiner Mama die Videos von den Läufen zeigte und mich einfach so freute, wie toll meine Hunde mit mir gearbeitet haben, sagte meine Mama: "Ja, du bist schon ganz schön ehrgeizig."

Da war ich erst mal sprachlos. Ich fühle mich so gar nicht ehrgeizig. Es geht mir auch nicht um den Erfolg, auf dem Treppchen zu stehen. Ein schöner, runder Lauf, in dem mein Hund und ich eins werden. Two Hearts beat as one. Das ist für mich Agility. Und dafür tue ich wirklich alles. Ich habe meine Agilityterrasse, buche Hallen und Seminare. Stehe vor dem Spiegel und versuche zu sehen, was mein Hund sieht, wenn ich führe. Schaue anderen Läufern zu, versuche aus Fehlern zu lernen und zu verstehen, warum etwas funktioniert. Nehme Kritik dankbar an. Das klingt jetzt doch irgendwie ehrgeizig. Oder ambitioniert, hört sich irgendwie netter an. Aber was ist eigentlich so schlimm an dem Begriff "Ehrgeiz"?

Per Definition ist Ehrgeiz erst einmal nichts anderes als das Streben nach persönlichen Zielen - wie Anerkennung, Einfluss, Erfolg, Wissen, Macht etcpp. Ehrgeiz orientiert sich dabei nicht zwingend an materiellen Vorteilen, sondern eher an z.B. wissenschaftlichen, forscherischen oder sportlichen Erfolgen. Wer ehrgeizig ist, will etwas erreichen, etwas schaffen, etwas beweisen - vor allem sich selbst. Ohne dieses innere Feuer und den mitunter eisernen Willen zur Machbarkeit wären so manche Erfindungen und Entwicklungen ausgeblieben. Dann wäre die Erde immer noch eine Scheibe - was sie für manche Zeitgenossen ja auch zu sein scheint ... 

Je mehr ich mich durch die Archive klicke, um so spannender wird das Thema und wirft ganz neue Fragen auf: Gibt es Menschen, die so wirklich gar keinen Ehrgeiz haben? Oder sind die "wirklich ehrgeizigen" diejenigen, die auf allen Feldern ihres Tuns ehrgeizig sind? Was genau ist Erfolg? Gibt es "Abstufungen des Ehrgeizes", gibt es "gesunden" und "krankhaften" Ehrgeiz?

In meinem kleinen Blog führen diese Fragen sicher zu weit. Als gesunden Ehrgeiz bezeichnen die meisten vermutlich alles, was sie selber nachvollziehen können und was ihrer eigenen Art von Ehrgeiz entspricht. Krank ist dann eben alles andere.

Für mich gilt das Motto Leben und Leben lassen. So lange es nicht zu Lasten des Hundes geht, darf gerne jeder nach seiner Facon glücklich werden. Und das gleiche Recht nehme ich auch für mich in Anspruch.

Damit das Thema jetzt nicht in der Theorie verhungert, noch ein wenig Live vom letzten Turnierwochenende in der DWA. 

Ich bin sehr froh, dass es diese wirklich perfekt organisierten Turniere gibt. War aber bei Steffi und Co. schon immer so. Die einzigen, die sich getraut haben, Minuten bei den Zeitplänen anzugeben. (Passend zum Thema "ambitioniert".)

Von den Abläufen können die Großkopferten der Politik noch was Lernen. Auch ohne Andi Rinnert als Türsteher war alles klar geregelt. Und mal als Einser-Starter so reinmogeln bei den Dreiern war eben nicht.

Wir waren wieder mit dem Agi-Mobil da. Für mich ist absolut nicht nachvollziehbar, warum der Verband das so kritisch sieht. Es entzerrt die Anwesenheiten in der Halle und den sanitären Anlagen. Eigentlich doch eher vorbildlich.


Mit Myway macht Agility mittlerweile richtig Spaß. Er ist ganz schön flink geworden und arbeitet mit mir. Wenn ich mir die Videos so anschaue, sind wir auf einem super Weg - aber da geht noch mehr. Viele Führvarianten haben wir nicht trainiert, wir sind noch nicht hundertprozent eingespielt und meine Ansagen kommen oft viel zu spät. Bei diesen Betrachtungen geht es auch wieder nicht um den Ehrgeiz, öfter auf dem Treppchen zu stehen oder dort eine Stufe höher. Sondern mit dem Bewusstsein in einem anspruchsvollen Parcours anzutreten, dass wir das können. Und dann auch wirklich durchzukommen ...







Hope, meine wunderbare Prinzessin, sie ist einfach mein Verlasshund. Wir sind nun schon so lange ein Team, dass sie mich liest wie ein Buch, meine Gedanken errät, auch wenn ich das Gegenteil zeige. Agility mit Hope ist pures flüssiges Glück in meinen Adern. Aber auch hier geht noch was. Viel zu oft konzentriere ich mich zu sehr auf mich und gebe ihr die wichtigen Informationen über den weiteren Laufweg viel zu spät. Ist das nun Ehrgeiz, wenn ich das besser machen will? (Ironie off).

Last but not least der Lasse. Seinen dritten Nuller ist er gelaufen und muss nun in die A1. Es ist mühsam mit ihm. So wie es dass mit Myway war. Und irgendwann ganz am Anfang mit Hope. Aber es fühlt sich so an, als ob ich das mit der Geduld doch irgendwie verstanden hätte. Irgendwann läuft es nicht nur - dann flitzt es. Hoffentlich gibt es dann kein Foto von meinem dummen Gesichtsausdruck ... 



Montag, 20. Juli 2020

Wunder gibt es immer wieder ... sogar im Agility

Auf der Suche nach einem Wunder sind vermutlich viele, wenn ein Agility-Seminar gebucht wird. Was im Training daheim oder im Verein einfach nicht klappen will, soll nun der mehr oder weniger hoch bezahlte Profi richten. 

Aus eigener Erfahrung muss ich leider sagen, dass Seminare eine Menge bieten - das mit den Wundern ist eher selten. 

Natürlich bringt ein fremden Trainer einfach mal neuen Input - weil er anders hinsieht oder einen nicht so gut kennt. Vielleicht strengt man sich auch doch mal ein bisschen mehr an, nimmt das, was der Vereinstrainer schon anders verpackt gesagt hat, doch mal an - oder denkt zumindest mal drüber nach.

Seit ich mit Hope im Agility-Zirkus mitturne, haben wir so einige Seminare bei mehr oder weniger renommierten Trainern mitgemacht. Mein erstes richtiges Seminar bei bekannten und gut bezahlten Trainern war ein Griff ins Klo. Hope und ich waren noch in den Agility-Anfängen und die Trainer konnten sich auf uns nicht einstellen. Wie ich heute weiß, nicht mein Problem.

Aber, es macht deutlich, wie wichtig es es ist, das passende Seminar zu finden. Sonst hat man im günstigsten Fall zwei unterhaltsame Tage - und alles genau so schnell wieder vergessen ...

Deswegen buche ich mittlerweile am liebsten Einzelseminar oder kurz und knackig 1-2 Stunden mit wenig Teilnehmern. 

Und das dann lieber öfter bzw. regelmäßig. Weil der Trainer dann die Entwicklung des Teams am besten mitverfolgen und mit neuen Impulsen begleiten kann. 

Aber auch wenn ich gerade das Gegenteil geschrieben habe - auch bei Agility-Seminaren gibt es "Wunder". Manchmal hat man eben das Glück (oder das richtige Händchen bei der Seminar-Auswahl) und geht als Team verändert aus dem Seminar heraus. 

An dem Glück, das ich mit dem Kleinstteilchen am vergangenen Wochenende hatte, möchte die ich die geneigten Leser gerne teilhaben lassen. 

Dass Lasse aus sehr schlechter Haltung stammt, habe ich hier ja schon ausführlich erläutert. Anderseits habe ich ihn mittlerweile auch schon emotional und physisch recht satt "gepampert". Letztendlich ist Agility ja auch eine Art "gemeinsame Jagd" - und ein satter Hund ist ein wenig motivierter Jäger. 

Beim Seminar vor ein paar Wochen mit Jeremias hat sich das ja schon deutlich gezeigt. Lasse findet die Hallenumgebung sehr interessant - die Motivation mit mir zu arbeiten bleibt da völlig auf der Strecke. Spielen, zergeln, ist da natürlich ein probates Mittel. Blöderweise findet Lasse das gemeinsame Spielen Zuhause super toll - an fremden Plätzen geht da gar nichts. 

Eigentlich hatte ich Lasse vom Seminar bei Silke und Melli schon wieder abgemeldet und wollte mit Myway teilnehmen. Doch als ich der Gruppe vorher zugesehen habe, fand ich das  Konzept so toll, dass ich doch Lasse aus der Box geholt habe. Beim ersten Seminarteil bei Silke haben wir uns führtechnisch voll auf Franzosen verständigt. Der Kleine lief echt wie am Schnürchen und ist mehr über seinen Schatten als über Hürden gesprungen. Es hat so unglaublich viel Bindung auf Agi-Niveau vermittelt und gefestigt. 

Nach der Mittagspause war ich mir eigentlich sicher, dass da nichts mehr geht. Lasse war platt. Aber ich hab ich lange mit Melli unterhalten - über Motivation und ihre Hunde und meine Hunde - und als wir dran waren, hab ich doch Lasse aus der Box geholt. Wie erwartet, fand er die Halle und den Kunstrasen megaspannend. Mich weniger bis gar nicht. Dann forderte Melli die anderen Teilnehmer auf, Leckerlis aus ihrem Fundus in meinen Futterbeutel zu stecken. Wir standen dann da echt zusammen, guckten in diesen Futterbeutel und waren total BEGEISTERT. (Ja doof vorkommen darf man sich bei sowas nicht ...) Oh. Der kleine Leckerli-Experte wurde dann doch aufmerksam - aber es gab natürlich nichts ohne erfolgreiche Jagd.

Ich kürze ab: Lasse drehte von Durchgang zu Durchgang (immer nur Tunnel, Sprung - oder Sprung, Tunnel) mehr auf. Die Halle war plötzlich total uninteressant. Er konnte auf einmal gar nicht mehr abwarten, dass er endlich loslegen darf. Und streckte sich beim Rennen, wie ich es sonst nur beim Freilauf im Gelände kenne.

Als Myway dann auch mal eine kleine Runde laufen durfte (der plötzlich auch ganz schön aufgedreht hat), ist Lasse in der Box fast durchgedreht. Entgegen der ursprünglichen Entscheidung, dass er fertig ist für den Tag, durfte er noch ein letztes Mal "jagen". Sehr motiviert und erfolgreich. 

Heute beim Training auf der Terrasse wurde mir natürlich sofort klar, wie wenig ich meine Hunde bisher motiviert habe. Auf der Terrasse schien das ja auch nicht das Thema. Dachte ich. Aber heute habe ich ein Leckerli aus der Box genommen, wie einen kostbaren Schatz in meiner Hand gehalten, die Shelties angeguckt und gefragt: "Oh, wer möchte dieses megageile Leckerli denn haben ..." Okay, die Zonen waren eher weg, aber die Shelties waren motiviert wie nie.

Und das ist eben manchmal das "Wunder" bei Seminaren. Eigentlich "wundert" man sich, dass einem dass nicht von selber klar war, eingefallen ist, dass man das nicht so umgesetzt hat. 

Aber wundern bringt so wenig wie ärgern. Besser machen, jetzt!

Danke an Silke und Melli. Bin sehr froh, dass ich zum richtigen Moment auf Facebook war und das Seminar gefunden habe. Freu mich auf die nächsten Male.