Mittwoch, 25. Oktober 2017

Intaktes gemischtes Rudel - funktioniert mittlerweile besser als gedacht



Kastration ist (wie Ernährung und eine ganze Menge anderer Dinge) unter Hundehaltern ein heiß diskutiertes Thema, meist mit mehr Emotionen als mit Sachverstand geführt.

Donna, meine erste Hündin, habe ich damals auf Anraten meines damaligen Tierarztes nach der ersten Läufigkeit kastrieren lassen. Ich dachte schon, dass ich dem Hund damit einen Gefallen tue, im Sinne der Krebsvorsorge wie auch gegen psychische Frustrationsleiden. Wie schon geschrieben, war ich damals blutiger Hundeanfänger - und die ganze Sache mit der Läufigkeit, mit ungewollter Schwangerschaft, mit wochenlanger Isolation der Hündin haben mich schon schwer beeindruckt. 

Als Donna aus der Narkose erwachte laut weinte, habe ich diese Entscheidung das erste Mal bereut. Und mittlerweile bereue ich sie jeden Morgen, wenn dank Inkontinenz die Nacht um sechs zu Ende ist und immer, wenn sich Donna gegen Hope nicht wehrt, wenn der Kobold mal wieder mobbt.

Bei Fly war die Sache einfach - er kommt aus dem Tierschutz und war bereits kastriert.

Hope war mit anderthalb als sie zu uns kam, angeblich das erste Mal läufig. Aber sie war so ein unsicheres Wuselchen, bei einer Kastration hätte ich Sorge gehabt, dass sie völlig zusammenbricht. 

Hope war in ihrer Läufigkeit auch eher pflegeleicht, meist habe ich nur an den Avancen, die sie dem recht peinlich berührten Fly machte, gemerkt, dass es wieder einmal so weit ist. 

Bei der ersten Läufigkeit, die Myway miterlebte, war er ca. ein Dreivierteljahr, schwer beeindruckt von der Sache, auch wenn er nicht genau wusste, wovon. Hinten und vorne oder seitlich war ihm zum Glück egal, aber wir waren trotzdem sehr froh, als der Campingurlaub zu Ende war und wir die beiden trennen konnten.

Strikte Trennung war auch im Frühling diesen Jahres das Mittel der Wahl. Hope blieb in meinem Büro, wo ihre Box steht und der Kleine stand vor der Tür und jammerte. Das Thema Kastration haben wir natürlich wieder einmal diskutiert - aber diese Entscheidung war bei mir mittlerweile klar negativ besetzt und wurde dann einfach vertagt.

Letzten Sonntag, als wir vom Turnier kamen, fand ich die Situation definitiv unerträglich. Hope war von jetzt auf gleich (zumindest empfand ich das so) in der Standhitze und mischte Myway und Fly so richtig auf. Sofortige Trennung, klar. Myway jammerte und bekam blöderweise auch noch Trost von mir. Ich hatte wirklich Sorge, dass er durch Triebstau gesundheitlich Schaden nehmen könnte. Obwohl seit den ersten Anzeichen der Läufigkeit Agnes castus bekam und Hope Apfelessig. Selbst Fly stieg in das Dramarama mit ein. Myway versuchte, sich auf dem Sofa an mir zu juckeln, später geriet er mit Fly aneinander und ich erlebte das Sheltie erstmalig mit gebleckten Zähnen und wild knurrend. 

Im Anschluss an einen anstrengenden Turniertag war ich mit der Situation ziemlich überfordert und wollte erst mal eine dicke Tüte Mitleid in der WhatsApp-Gruppe. Meinen Göttergatten habe ich sehr bedauert und bin direkt erleichtert am nächsten Morgen ins Büro.

Doch Göga meinte, eigentlich wäre alles ganz "okay" gewesen. Und da verdichtete sich mein Verdacht, dass ich und meine Reaktion Teil des Problems sind.

Also habe ich mal die Tante Google bemüht und mich durch jede Menge Seiten mit Erfahrungsberichten gelesen. Waren alles entspannte Mehrhundehalter mit gemischtem Rudel, die das schon lange so durchziehen. Klar werden die läufigen Hündinnen von den Rüden getrennt, aber die ganz strikte Trennung ist nur während der Standhitze erforderlich. (Und unbeaufsichtigt trotzdem nicht). Und in den meisten Fällen sollte nach ein paar Tagen wieder Normalität eintreten.
Das Rüden die Sache mit der Zeit immer lockerer nehmen und das auch alles ganz natürlich ist, machte mir die Sache leichter.

Statt Mitleid bekam das Sheltie nun ein gelassenes "Stell dich nicht so an". Schmuseeinheiten habe ich sofort beendet, wenn er juckeln wollte. Die Sache mit Fly behielt ich im Auge und konnte, einmal gewarnt, Situationen im Vorfeld entschärfen. 

Wie heißt es so lapidar: Wenn du die Situation nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung dazu. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Sowie ich die Sache entspannter anging, waren die Hunde auch entspannter.

Heute ist Mittwoch - die Standhitze ist vorbei und die Tür zu meinem Büro wieder offen. Das Sheltie sitzt leise klagend vor Hopes Box - und traut sich nicht rein. Sonst fliegt er nämlich gleich wieder raus. 

Nein, ich glaube sicher nicht alles, was im Internet steht. Auch Tierärzten glaube ich nicht alles. Aber ich bin sehr froh, dass ich jetzt sicher weiß, das unser Rudel auch ohne Kastration die Läufigkeiten überstehen kann.

Und deswegen habe ich die Geschichte auch aufgeschrieben. Vielleicht hilft sie irgendwann mal irgendjemand.

Über konstruktive Diskussion, weitere Tipps und Ideen oder auch andere Erfahrungsberichte freue ich mich wie immer sehr.

Sicherheitshalber sei noch erwähnt, dass gesundheitliche Probleme, permanente Scheinschwangerschaften oder ähnliches durchaus Gründe für eine Kastration darstellen können. Hier ging es mir lediglich darum, ob und wie grundsätzlich ein gemischtes intaktes Rudel auch in den heißen Tagen halbwegs entspannt gelingen kann.

Samstag, 21. Oktober 2017

Mit Doppelsilber im A-Lauf beenden wir die Outdoor-Agility-Saison 2017



Hört sich richtig klasse an, oder? So richtig erfolgreich. Und wer heute in Gernsheim nicht dabei war, der glaubt das sogar. 

Wobei natürlich richtig ist, dass beide Hunde im A-Lauf den 2. Platz erreicht haben. Hope sogar hochverdient, denn der Parcours von Nikolas Koch war schon extremst kniffelig. Bei 33 Startern gab es nur 3 Nuller. Und da die Koboldprinzessin läufig ist, waren wir mit Startnummer 100 der letzte Starter. Und ich wusste: es gibt nur 2 Nuller. Meine liebe Agility-Kameradin Susanne Henkel baute mit wenigen Worten dann richtig Druck auf. Mein Mentaltrainer Friedrich lese dies bitte nicht und schon gar nicht hier jetzt weiter: Ich flatterte wie ein aufgeschrecktes Vögelchen durch den Parcours, schaffte keinen der geplanten Wechsel, stand meiner Hope entweder im Weg rum oder verweigerte ihr jegliche Informationen über den weiteren Parcoursverlauf (manchmal schaffte ich beides sogar gleichzeitig). Nein, das ist keine überzogen negative Selbsteinschätzung, sondern durch das Video und die kritischen Kommentare von Ingeborg und Susanne bewiesen. Aber Hope wurde wieder einmal ihrem Ruf gerecht und war einfach nur MEGAbrav. Hochkonzetriert erriet sie Frauchens Gedanken, vervollständigte halbherzige Kommandos  und traf sogar jede Kontaktzone. 

Die Hopsi ist einfach die Allerbeste. 

Myway war - vielleicht auch wegen Hopes Läufigkeit - extrem unkonzentriert und abgelenkt. Mit 2 Verweigerungen kamen wir irgendwann im Ziel an, ich war schon recht gefrustet, weil das heute so ein dermaßener Rückschritt war. Aber da er ein Rüde ist, lag es vielleicht wirklich an den Hormonen. 

Nichtsdestoweniger liebe ich dieses kleine Sheltieteil so sehr. My ist so sensibel, so zart und zärtlich, so rücksichtsvoll, er kann mit mir reden - und eigentlich ist er ist extrem tapfer, wenn er trotz aller Gespenster im Turnierparcours mit seinem Frauchen arbeitet. Wenn ich fair bin, hat er sich doch ganz schön positiv entwickelt, der kleine Piepsi. 

Echt keine Sternstunde des Agility ... Hope








Auch hier ist noch deutlich Luft nach oben ... Myway







Mittwoch, 4. Oktober 2017

Wir brauchen kein Training, wir brauchen ein Wunder ...


Dass sogar mein Trainer mich für meine Geduld bewundert, ist schon überraschend. Ich finde mich jetzt eher nicht so geduldig - eine Einschätzung, die von meiner Familie heftig nickend bestätigt wird.

Aufgeben kommt allerdings auch nicht in Frage. Ob das nun auch eine Form von Geduld ist, sehe ich jetzt eher als philosophisch und insofern wenig zielführend.

Für diejenigen von euch, die mich nicht näher kennen, sollte ich vielleicht doch erwähnen, dass Myway nicht als Hochleistungssportgerät angeschafft wurde. Agility ist meine große Leidenschaft - und natürlich habe ich gehofft, sie auch mit dem Sheltie teilen zu können. 

Wie heißt es so treffend: alles kann, nichts muss. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Hunde uns nicht zufällig aussuchen - und wie jede Begegnung einen Sinn hat. 

Wenn ich mit Myway beim Musikhören in der Küche spontane Choreografien tanze und wir beide sehr viel Spaß dabei haben, dann ist das Sheltie vielleicht der Hund, mit dem ich am Dogdance richtig Spaß haben kann. Die anderen Hunde fanden Dancen alle eher doof.

Myway findet aber auch Agility toll. Jedenfalls das Training. Da hat er so viel Spaß gezeigt, dass sein Einbruch bei Turnieren für mich völlig unerwartet kam. 

Unser Bindung hat das nicht geschadet, eher im Gegenteil. Dieser kleine Plüschpopo hat so viele wunderbare Stärken, ist so einfühlsam, sozial, fröhlich, albern, immer zu allem bereit, neugierig - er muss nicht, er soll nicht, er darf gar nicht perfekt sein. Das bin ich ja auch nicht. Nicht mal geduldig ... 

Es ist schwer zu verstehen und noch weniger zu erklären - aber je weniger es im Turnier mit Myway klappte, um so stärker wurde unsere Bindung, um so deutlicher sah ich den kleinen Hund jenseits des Agilityparcours. Um so bedingungsloser liebte ich ihn. 

Ob es nun daran liegt oder an den Zauberkügelchen einer Freundin oder einfach daran, dass Sicherheit und Erfahrung Myways Fokus mehr auf den Parcours als auf das Drumherum richtete - letztes Wochenende hat es das erste Mal so richtig Spaß gemacht mit ihm auf Turnier. Und das liegt nicht an den Platzierungen und Preisen. Sondern daran, dass wir das erste Mal als Team unterwegs waren. Und das macht mich schon sehr froh - und ich freue mich endlich wieder auf Training und Turniere ... Dogdance und alles andere können wir ja trotzdem machen - und vielleicht entdecken wir eine ganz neue gemeinsame Leidenschaft. 

Shelties sind einfach was Besonderes ... wie jeder Hund <3