Donnerstag, 22. März 2018

Leben ist das, was passiert, während du gerade andere Pläne machst

Nichts könnte wohl die Diskrepanz zwischen meinen Vorstellungen und der Realität besser beschreiben als diese Überschrift. Für mich stand so völlig außer Frage, dass Myway und ich ein tolles Agilityteam werden würden, dass die Wirklichkeit eine verflixt harte Landung auf dem Boden der Tatsachen war. Ich hatte mit Kontaktzonenfehlern gerechnet oder Schwierigkeiten am Slalom - aber dass der Kleine im Parcours einfach stehen bleibt und mit der Turniersituation völlig überfordert ist - das kam in meinen Träumen so gar nicht vor. 

Allerdings ist aufgeben eines der Worte, die in meinem Wortschatz nicht wirklich vorkommen. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wäre einiges anders gelaufen, wenn ich nicht immer äußerst hartnäckig versuchen würde, alles, was ich angefangen habe, auch zu einem befriedigenden Ende zu bringen. Als Fly 2006 zu uns kam, hat mich der ziemlich unsozialisierte Spanier ganz schön überfordert. Gassi gehen wurde zum Spießrutenlaufen, wenn ich schon in der Ferne andere Hunde sah, wäre ich am liebsten umgekehrt. Die Hundetrainerin, die uns helfen sollte, war überzeugt, dass Fly dabei war, die Weltherrschaft anzustreben - zum Glück hat mein gesunder Menschenverstand mich und Flychen vor den Auswüchsen der Dominanztheorie bewahrt. Viel gelesen hab ich über Verhalten und Konditionierung - vor allem über die, die man gar nicht will - und heute ist Fly ein prima Begleiter, den ich überall mit hin nehmen kann. Nur Lichtspiegelungen bellt er immer noch an - aber da sitzen sicher irgendwelche bösen Erlebnisse zu tief.

Hope, die am Anfang in keinen Tunnel ging und unter den Hindernissen durchlief, war auch so ein Kandidat, der mir viel Geduld und Durchhalte-vermögen abverlangt hat. Ein Jahr haben wir bei fast jedem Turnier Slalomfehler gehabt. Und als wir dann tatsächlich in die A3 aufgestiegen sind, kam der Zeitfaktor wieder ins Reglement. Und wir sind von Start zu Start besser und scheller geworden und Zeitfehler blieben eine absolute Ausnahme.

Um Myways Verhalten besser zu verstehen und im Idealfall gegensteuern zu können, lese ich gerade ein sehr interessantes Buch über den Zusammenhang von Angst und Stress und Verhalten. Das wird dann Thema eines der nächsten Beiträge sein.

Hundesportlich schaue ich mittlerweile öfter mal über den Tellerrand und probiere neue Sachen aus. Über unseren Ausflug ins Rally Obedience habe ich ja neulich schon berichtet. Mehr noch als RO könnte Mantrailing einen festen Platz in unserem Leben finden. Zum einen "muss" mein Göttergatte als versteckte Person beim Trailen immer dabei sein. Herrchen zu suchen findet Myway wirklich klasse. Allerdings auch da sind fremde Menschen auf seinem Trail eine echte Herausforderung für den Kleinen. 

Nach einem super interessanten Theorieabend mit praktischen Übungen zum Leinenhandling wollte ich unbedingt mal so "richtig" trailen. Also durfte Hopsi mit, letztendlich brauchen wir ja auch eine sinnvolle Beschäftigung, wenn mit Agi mal Schluß ist. Und RO ist für das Wuselteilchen nicht wirklich das Richtige.

Schon beim ersten Versuch war klar, dass Trailen unser Ding ist. Einen Moment hat sie gebraucht, um zu verstehen, dass sie initiativ arbeiten muss und keine Kommandos oder Signale von mir kommen. Schon beim 2. Trail tauchte sie so tief in die Spur, dass sie an der Person erst mal vorbeilief, bis sie merkte, oops, die Fährte ist ja hier zu Ende. 

Trailen mit der kleinen Strebermaus ist einfach nur Fun. So wie Agi. 

Mit Myway ist alles irgendwie schwieriger, da fällt mir nichts in den Schoß. Das macht Erfolge anderseits auch viel bedeutender. Wenn der Kleine neben mir wartet, während die Trainerin Herrchen versteckt und er dann total aufgeregt ist und sich freut, dass wir jetzt Herrchen suchen. Und wie super genial er sein spitzes Näschen einsetzt und Herrchen immer schnell findet. 

Wir kriegen nicht den Hund, den wir wollen, sondern den Hund den wir brauchen, heißt es. 

Ich habe in den letzten Monaten sehr viel über Shelties gelernt. Wenn ich heute noch einmal diesen kleinen Welpen in Luxemburg sehen würde, wüßte ich sehr viel mehr als damals, was für Hund mich da erwartet. Es ist für mich übrigens keine Frage: ich würde mich wieder für Myway entscheiden. Ich liebe diesen kleinen Hund und da ist ein so unzerreißbares Band zwischen uns.




Sonntag, 11. März 2018

Rally Obedience - gemeinsam durch den Schilderwald

Der geneigte Leser meines Blogs weiß es ja schon - mein Sheltie ist durch unbekannte Umgebung und fremde Menschen sehr leicht zu beeindrucken und abzulenken. Da bleibt Myway schon mal einfach so im Agility-Parcours stehen - und das Auffinden fremder Menschen beim Mantrailing ist auch nicht ganz so sein Ding.

Also haben wir uns heute mal beim Rally Obedience versucht. Für jemand wie mich, dem bei der bloßen Erwähnung von "Begleithundeprüfung" der kalte Schweiß ausbricht, auf jeden Fall ein fast schon wagemutiges Unterfangen.

Die auf diversen Internetseiten zu findende Behauptung, dass dieser recht neue Hundesport auch nur ansatzweise von Agility beeinflusst sein soll, finde ich als leidenschaftliche Agi-Tussi ziemlich lachhaft. Mit Unterordnung im Sinne der BH hat RO aber zum Glück auch nur einzelne Elemente gemeinsam - und statt stumpfem Gehorsam und starrem Schema ist beim RO wirklich Teamarbeit gefragt. 

Nach einer kurzen theoretischen Einführung in die diversen Schilder und damit verbundenen Übungen ging es auch gleich in die Praxis.

Unsere BH liegt ja erst ein Jahr zurück und Myway erinnerte sich schnell an Grundstellung und Fußarbeit. Die erlaubten 30 Prozent Abweichung hat er gar nicht ausgeschöpft - im Gegenteil, der Kleine hatte sichtlich Spaß bei seiner Arbeit und war voll konzentriert bei der Sache.

Nah bei Frauchen arbeiten, viel Zuspruch und sogar Leckerlis bekommen - für Myway war das eine gelungene Kombination. Frauchen musste sich auch ganz schön anstrengen, die ganzen Übungen und Richtungswechsel halbwegs ordentlich auf die Reihe zu bekommen. 

Nach fast 4 Stunden Schnupperkurs in Theorie und Praxis gibt es wieder mal ein Vorurteil, dass ich in die Tonne klopfen kann. Langweilig ist RO keinesfalls und ich denke, dass die gemeinsame Arbeit uns als Team fester zusammenschweißt und sich auch auf Myways Selbstbewusstsein absolut positiv auswirken wird. 

Nicht zuletzt war es eine wirklich nette Truppe, die sich da heute in Waldacker zusammengefunden hat - und das Treffen von Gleichgesinnten ist für mich beim Hundesport fast genau so wichtig, wie der sportliche Betätigung selber ...


Samstag, 10. März 2018

Ein GPS-Tracker im Test - kann tractive im Ernstfall einen entlaufenen Hund finden?

"Hund entlaufen in ... bitte teilen und bei Sicht ... anrufen, keine Einfangversuche".

Meldungen dieser Art nehmen in Facebook gerade ungemein zu - und leider sind eine Menge Shelties dabei. 

Irgendwann fiel in diesem Zusammenhang das Stichwort "GPS-Tracker" - und ich begann, mich mit der Materie zu beschäftigen.

Unter normalen Bedingungen lässt sich Myway beim Freilauf zuverlässig abrufen. Und ich versuche auch immer, die Hunde und die Umgebung im Blick zu behalten und im Zweifelsfall lieber anzuleinen. 

Allerdings hatte ich auch schon ein sehr beunruhigendes Erlebnis, als Myway sich von Spaziergängern, die sich uns von hinten schnellen Schrittes näherten, bedroht fühlte und begann, die Distanz zu denen zu vergrößern und sich damit auch von mir zu entfernen. Letztendlich bin ich der Meinung, dass nur die Tatsache, dass ich das rechtzeitig erkannt habe, Schlimmeres verhindert hat. Myway war noch in dem Radius, in dem ich Einfluß nehmen konnte und er kam dann ohne Zögern zu mir.

Über mein Kopfkino schweige ich lieber. Die Vorstellung, dass mein sensibler Sheltie allein und verängstigt herumirrt ist so schmerzhaft, dass mir die bloße Vorstellung die Tränen in die Augen treibt.

Bei der Suche nach dem richtigen Tracker blieben tractive und weenect in der engeren Auswahl. 

Da ich zu weenect nur wenige positive Erfahrungsberichte finden konnte (allerdings auch keine negativen), fiel die Entscheidung für den tractive.

Am Dienstag für 44,90 Euro bei Amazon bestellt, stand schon am Mittwoch eine kleine Schachtel vor mir, die das GPS-Gerät, ein Ladekabel (incl. Stecker für Frankreich), 2 Klammern zur Anbringung an Geschirr oder Halsband sowie ein kleines Heftchen mit mehrsprachiger Gebrauchsanweisung enthielt.

Die Montage des Ladekabels war selbsterklärend und nach wenigen Minuten hing der tractive am Strom, um vor der ersten Verwendung voll aufzuladen.

Nächster Schritt war die Aktivierung über den PC. Auch hier ging alles sehr schnell. Die Nummer des Gerätes eingeben, eMail-Adresse angeben, Passwort festlegen - und dann den Serviceplan einrichten. Das ist dann auch schon das teuerste an der ganzen Sache. Obwohl ein 2-Jahresplan günstiger wäre im Verhältnis, habe ich mich erst mal für einen 1-Jahresplan entschieden, allerdings die Premiumvariante mit weltweiter Abdeckung und Zugriff durch mehrere Benutzer. Schließlich geht mein Göttergatte ja tagsüber mit den Hunden, da ist ja nur sinnvoll, wenn er auch eine App auf dem Handy hat.

Ach ja, genau, das ist dann der letzte Schritt: die tractive-App auf das Smartphone herunterladen und mit eMail-Adresse und Passwort einloggen.

Am nächsten Morgen ist der Akku voll geladen und wir befestigen den tractive mit der mitgelieferten Klammer an Myways Geschirr. Das Gerät hat einen Ein- und Ausschalter und wir schalten den Tracker ein, wenn wir das Geschirr anziehen und aus, wenn wir es Zuhause wieder ausziehen.

Nun also los zum ersten Test. Ich marschiere mit den Hunden los, Peter verfolgt unseren Weg daheim in der App. Der reine Positionsverlauf ist nicht so wirklich aussagekräftig, doch das Livetracking lässt sich auch auf die Distanz aktivieren - und schon sieht mein Mann daheim ganz genau wo wir uns aufhalten. (Da fallen einem doch direkt auch noch andere Einsatzmöglichkeiten für den Tracker ein *lach*)

Der tractive ist nun schon 3 Tage im Einsatz und hat immer noch 74 % Batterieladung. Allerdings haben wir das Livetracking auch nur testweise benutzt. Natürlich hoffen wir, dass wir das Gerät nie in einem Ernstfall verwenden müssen. Aber falls doch ein Notfall eintritt, fühlen wir uns mit dem tractive bestmöglich ausgerüstet.


Update: Nach 4 Tagen im Test immer noch 62 % Akkuladung. Allerdings schalten wir, wie schon geschrieben, den Tracker immer aus, wenn er nicht am Hund ist.

Update 2: Heute im Feld den Unterschied zwischen Normalortung und Livetracking sehr deutlich gesehen - und noch ein nützliches Zusatzfeature entdeckt: Die App kann auch meinen Standort anzeigen, so dass im Falle eines Falles meine Position in Relation zu der des Hundes sehen kann. Tolle Sache finde ich.

Immer der Nase nach - wir schnuppern im Mantrailing

Nach Myways desaströsem Finallauf beim 2. AI-WEB-Turnier, den ich tatsächlich dann einfach abgebrochen habe, weil der Kleine ausschließlich damit beschäftigt war, zu gucken, ob ihm der gruselige Richter nicht irgendwie zu nahe kommt, meldete ich uns kurzerhand zum Mantrailing-Schnupperkurs an. Neben artgerechter Hundebespaßung soll dadurch auch Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufgebaut werden.

Es ist schon ziemlich dämmerig als ich mich mit Trainerin Sabine und den anderen Teilnehmern in einem ruhigen Wohngebiet in Offenthal treffe. Myway zeigt auch gleich, dass ihm ein wenig mehr Selbstsicherheit nun wirklich nicht schaden könnte - er findet die Umgebung nebst all den fremden Leuten absolut spooky und möchte trotz der feinen Leckerli-Portionen eigentlich gar nicht wirklich irgend jemand von den unheimlichen Fremden finden. Je dunkler es wird, desto furchterregender findet Myway das Geschehen. Frauchen wiederum findet das Trailen total spannend und hat richtig Spaß, bei Kälte und Dunkelheit mit fremden Hunden durchs Wohngebiet zu marschieren, sich in dunklen Hauseingängen zu verstecken und sich zu fragen, wie lange es wohl dauert, bis besorgte Anwohner die Polizei verständigen. Keine Frage also, dass ich beschließe, mit dem Trailen weiterzumachen.

Bei der ersten Stunde versteckt sich Ute, die Myway eigentlich von Kleinauf kennt. Aber heute möchte er nicht einmal ein Leckerli von ihr annehmen - und die Belohnungsportion nimmt er auch nur an, wenn sie weit genug weg von Ute steht. An dieser Einstellung ändert das Sheltie auch im Verlauf der Trainingsstunde nichts. 

Bei der 2. Stunde nehme ich als Versteckperson dann Herrchen mit. Das findet Myway dann ganz prima. Herrchen finden macht Spaß. Und dabei zeigt er deutlich, dass er die Sache mit dem Suchen und Finden genau verstanden hat. Trotzdem muss Herrchen auch bei der 3. Stunde wieder mit. Es ist eisig kalt, Herrchen sitzt zwischendurch mit laufendem Motor im Auto und ich fürchte schon, dass er uns als Zielperson abspringen könnte.

Aber bei der 3. Stunde ist es frühlingshaft warm und mein Göttergatte taut auf.

Myway freut sich richtig, als er merkt, was Sache ist. Als Sabine Peter versteckt hat und uns ruft, ist der Kleine voll motiviert. An der Geruchsprobe wäre er am liebsten vorbei gelaufen, schließlich weiß er, wonach er sucht. 

Heute ist auch Hope dabei, ihre erste Trailstunde. So richtig eingestehen möchte ich mir nicht, dass ja irgendwann mit Agility Schluß ist und wir dann eine Alternative brauchen, um weiterhin zusammen Spaß zu haben.

Hope schnuppert an Utes Taschentuch und müsste eigentlich nur um die Ecke laufen, um Ute zu finden. Aber da Frauchen zurückbleibt, ist sie irritiert, setzt sich hin und guckt mich an. "Hej Frauchen, was ist los, was soll ich machen?"

Doch von Frauchen kommt erst mal keine Hilfestellung, ich unterhalte mich mit Sabine über Agility-Hunde, die Eigeninitiative erst mal wieder lernen müssen. Dann gehe ich aber doch einen Schritt in Utes Richtung - und das schlaue kleine Borderle hat die Sache verstanden. Beim 2. Versuch klappt es schon viel besser - und dann ist erst mal Pause im Auto. 

Auch die 2. Runde klappt mit Hope schon super, vollkonzentriert folgt sie der Fährte und läuft erst mal an der Zielperson vorbei, bis sie merkt, dass die Fähre aufhört. 

Mit Hope macht Trailen auf Anhieb richtig Spaß und ich werde auch mit ihr auf jeden Fall weitermachen.