Montag, 29. Oktober 2018

Unterwegs zuhause - Urlaub 2018 in Lausitz und Spreewald


Unser Treppenwitz in der Familiengeschichte ist ja Peters Kommentar auf den Vorschlag meines Vaters, sich für unseren gemeinsamen Spreewald-Urlaub ein Wohnmobil zu leihen: "Ich bin doch kein Zigeuner!" Das war 2006 und wir reisten damals noch mit nur einem Hund. 

Dann kamen Fly und Hope, es kam Agility, Turniere, Seminare - und als Peter und ich 2012 unseren Dacia kauften, sagte mein Mann bei Vertragsabschluss: "Da muss aber eine Anhängerkupplung dran, falls wir uns einen Wohnwagen kaufen."

Aha. Wegen der nicht allzu üppigen Möglichkeiten des Duster musste es natürlich ein kleiner Hänger sein. Aber so für ab und an ein Wochenende schien uns das doch völlig ausreichend. Im Mai 2013 entdeckten wir einen kleinen kuschligen Caravellair, der zwar gebraucht, aber top in Schuss und sehr gemütlich war. Nach den ersten Touren war völlig klar: Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen gibt es nicht mehr - mein Mann war quasi über Nacht zum Zigeuner geworden. Sogar in die Camargue sind wir mit unserem Hängerchen gereist - mit dem Vorzelt blieb das Bett im Wohnwagen immer bereit, gelebt wurde draußen.

Die nächste Anschaffung war dann ein stärkeres Zugfahrzeug - wenn es auch nur ein wenig bergig wurde, musste ich eigentlich schon schieben, damit wir bergauf nicht verhungert sind.

Also kam der Koleos als Zugfahrzeug - und somit hatten wir auch beim Hänger neue Optionen.

Die einzige Schwachstelle in unserem kleinen Agimobil: zum Schlafen musste die Sitzgruppe in das Bett umgebaut werden. Dazu mussten die Hunde und ich natürlich erst mal raus. Und bei Regen oder gar Schnee war das natürlich a) blöd und b) ungünstig, weil wir dann alle nasse Pfoten und Schuhe hatten. 

Mittlerweile waren wir alle begeisterte Zigeuner und viele viele Wochenenden und Kilometer on tour. Und im Winter 2014/15 fiel beim Turnier in Eppingen nach plötzlichen Schneefall und nassen Hunden im Bett der Entschluss: ein größerer Wohnwagen mit festen Betten muss her. Gedacht, getan. Im Januar 2015 tauschten wir unseren treuen Caravellair nicht ohne Wehmut in den größeren Hobby. Auch der gebraucht, aber völlig unverwohnt und einfach nur Luxus pur. 

Es sind schon etliche Wochenenden und Kilometer, die wir jedes Jahr on tour sind. Meist Turniere oder Seminare, verbunden mit ein paar Tagen Entspannung dazwischen.

Dies Jahr stand dann auch mal so richtig Urlaub auf dem Programm. Okay, 2 Turnierwochenenden hatte ich eingebaut, wobei ich die Bestätigung für das 2. Turnier erst in der ersten Urlaubswoche bekam. 

Aus- und Ankerpunkt der Planungen war das Turnier in Hoyerswerda am 13. und 14. Oktober. Mit Donna und Hope war ich 2014 schon einmal in Hoyerswerda gestartet und Peter zog den wilden Osten meiner Alternative Bretagne vor. 

Am 9. Oktober starteten wir zum ersten Etappenziel nach Schwarzbach. 531 Kilometer schafften wir in ca. 7 Stunden. Der Campingplatz liegt direkt am Waldrand, die Kiefern erinnerten uns an Colbitz, wo wir zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit mit den Kindern Urlaub gemacht hatten. Damals natürlich noch im Ferienhäuschen. Parzellierung gab nicht nicht, jeder stellt sich so, wie er mochte. Für die Hunde gab es sogar einen umzäunten Auslauf. Die gesamte Stimmung war herzlich und entspannt. Tagsüber entdeckten wir bei Ausflügen die Umgebung, ansonsten saßen wir entspannt vor dem Wohnwagen oder gingen mit den Hunden spazieren. Trotz bewusst gelebter Zeitlosigkeit verging diese viel zu schnell und schon mussten wir wieder packen und fuhren weiter nach Hoyerswerda. Bezahlt haben wir übrigens 25 Euro pro Nacht - all inclusive.








Hier zeigte sich, dass nicht nur wir uns campingmäßig vergrößert hatten. Viel mehr Wohnwagen und -mobile als 2014. Kein Lagerfeuer, aber Megastimmung auf dem Oktoberfest. Und diese besondere Herzlichkeit, die wir gerade im Osten so lieben.

Sportlich war es eher desaströs. Leistungsrichter Robert wollte allen zeigen, dass seine Parcoure definitiv nicht zum Quali-Sammeln taugen. Und obwohl wir ja eigentlich bei schwierigeren Parcouren Pokale gewinnen - bei Robert nicht. Wobei gerade unsere Problemzone "an die Hand kommen" streckenweise ziemlich gut geklappt hat. 

Montag früh ging es 50 Kilometer weiter nach Lübben. Auch ein als hundefreundlich ausgewiesener Campingplatz. Hier gab es Parzellen, aber großzügig. Zaun stellen kein Problem. 5-10 Minuten Fußweg zum "Hafen". Morgens kam der Bäcker, einmal der Fischmann. Die Kneipe hatte leider schon geschlossen, aber Bier gab es an der Rezeption. Ja, die Vorräte gingen so langsam zur Neige. 




Am Dienstag fuhren wir nach Lübbenau, wo wir 2006 mit Donna noch in einer Pension übernachtet hatten. Wieder einmal vermisste ich mein Bordermädel so schmerzlich ...

Unser erstes Ziel war die Wotschowska, die wir nach gut einer Stunde Fußmarsch erreichten. Die Landschaft dort ist einfach ein Traum. Dunkelgrüne Fließe, lichte Birkenwälder, angehaucht von den herbstlichen Farben. Immer noch herrliches Wetter, also konnten wir mit den Hunden im Biergarten sitzen und uns stärken. Zurück in Lübbenau wollte ich unbedingt noch den Hafen wiedersehen, dann stockten wir unsere Vorräte im Kaufland auf. Und den Rest des Tages saßen wir gechillt vorm Agimobil.









Irgendwie wurde es doch streckenweise eine Reise in die Vergangenheit, sprich: unseren ersten Spreewald-Urlaub mit meinen Eltern. Mittwoch fuhren wir nach Peitz, in der Hoffnung auf Seeadler und vielleicht auch Kraniche. 


Das Kraftwerk am Ausgangspunkt der Teich-Wanderwege wirkt auf Neulinge vielleicht etwas abschreckend, ist aber nach wenigen Metern fast nicht mehr zu sehen. Wir entdeckten ein beeindruckende Silberreiher-Kolonie mit weit über 100 Tieren. 

Viele Gänse, Zwergtaucher - doch der Blick zum Himmel blieb ergebnislos. Zwischen den beiden großen Teichen bogen wir links ein, um beide Wasserflächen im Blick zu haben. Trotz Schilf und Bäumen entdeckte ich endlich in der Ferne 2 Seeadler. Leider konnte ich mich nicht lange daran erfreuen. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung und erstarrte. Ein leinenloser Staff kam auf uns und die Hunde zu. Ich warnte Peter, sammelte My und Lasse dicht hinter mir, holte mein Messer aus der Tasche und fragte mich, was ich damit anfangen sollte. Peter versuchte, den fremde Hund zu verscheuchen, aber der kam immer näher. In diesem Moment erlebte ich eine solche Angst, solche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, wusste nicht, wie ich meine Hunde beschützen soll. Die hatten natürlich noch Oberwasser und bellten den Fremdling an. 

Plötzlich drehte der ab und verschwand. Zu früh für Erleichterung. Dann tauchte er mit seinem Herrchen wieder auf, nun brav angeleint. Besonders vertrauenerweckend war Herrchen auch nicht. Ne Mischung aus Zuhälter und Drillsergeant. Vermutlich hab ich so verschreckt geguckt, dass er mitleidig gegrinst hat. Und mit seinem Staff weiterlief.

Erst als er weg war, hat mir Peter gesagt, dass sein altes Tränengas noch funktioniert hat. Der Hund hat davon nicht wirklich was abbekommen, aber es hat ihn trotzdem zum Glück verscheucht. Im übrigen wäre ich bei jedem größerem freilaufenden Hund erst mal beunruhigt gewesen, das war keine Rassendiskriminierung per se. 

Die Seeadler waren weg - und ich dann auch. Schnellen Schrittes marschierte ich zurück Richtung Auto. Peter kam deutlich entspannter hinterher - ich aber wollte jede weitere Begegnung mit Hund und Herrchen vermeiden. Trotzdem behielt ich den Himmel im Blick und entdeckte noch einmal Seeadler.

Am Ausgangspunkt angelangt, fanden wir eine sehr nette Lokalität. Ein kühles Bier hatten wir nun wirklich verdient. Und dazu das definitiv beste Bauernfrühstück, das ich jemals gegessen habe. 

Zurück am Agimobil stöberte ich noch ein wenig in Papas Reiseführer und plante den Ausflug für unseren letzten Spreewaldtag. 

Bei dem ehemaligen Dorf Wanninchen, das irgendwann in den 80ern dem Tagebau weichen musste, gibt es ein Naturschutzgebiet der Sielmann-Stiftung. Im September soll hier einer der größten Kranichrastplätze sein. Irgendwie hatte ich bei unserem Rundgang immer ein leises Trompeten im Ohr - aber zu sehen war außer einem einsamen Schwan nichts. Gar nichts. Nach unserem Rundgang durch die Station machten wir uns auf den Rückweg, wo ein Kranich-Beobachtungsturm sein sollte. Auf dem Kiesweg zurück zur Hauptstraße konnte ich nur langsam fahren, das Fenster hatte ich offen, das Fernglas griffbereit. Mehrmals hielt ich an und suchte den langgestreckten Schlabendorfer See ab. Nichts. Noch nicht. Gerade als der Weg sich vom See abwandte, hielt ich ein letztes Mal und hob das Glas. Und da waren sie. 4 Kraniche. Immerhin. Und über der Szenerie kreiste ein Fischadeler. Taschka. Ornithologie braucht eben auch Zeit. 15 weitere Kraniche flogen laut trompetend an - und wir waren selig. 

Nach einer Weile rissen wir uns los und fuhren zu dem Kranichturm zwischen Goßmar und Freesdorf. Außer sportlicher Kletterei war hier nichts zu holen. Und Hunger hatten wir auch. Ich hatte im Hinterkopf die Idee, über Lübbenau zu fahren und dort eines der netten Lokale aufzusuchen. Außerdem wollten wir vor Mellensee noch mal die Vorräte etwas aufpeppen. 

Im nächsten Ort war eine Kneipe mit eigener Metzgerei. Leider kein Schattenparkplatz zu finden, also fuhren wir weiter. Was ein Glück. Kurz vor Wilmersdorf flogen ein paar große Vögel über die Straße. Leider musst ich gerade auf Gegenverkehr achten. "Peter, waren das Kraniche?" Peter meinte, ja - und ein paar Hundert Meter weiter standen sie auf einem frisch eingesäten Acker. Ich bin bei sowas ja immer erst mal ein wenig kompromisslos im Anhalten. Warnblinker, Fenster runter, Glas hoch. Boah. Je länger ich guckte, um so mehr Kraniche wurden es. Bis ans Ende der riesigen Wiese, überall standen diese wunderbaren majestätischen Vögel in kleinen und größeren Gruppen, einige flogen an, andere weg, suchten sich ein neues Plätzchen. Das machte ich übrigens auch, ein schickes und sicheres Parkplätzchen nämlich - und dann stand ich mit Tränen in den Augen und genoß die unglaubliche Szenerie. Es waren weit über 1000 Glücksvögel, weit mehr, als ich je zu vor gesehen hatte. 



Es dauerte, bis wir uns losreißen konnten. Zwei Orte weiter entdeckten wir dann einen Naturcampingplatz, den wir uns für nächstes Jahr vorgemerkt haben und eine Kartoffelkneipe - beides direkt am See. Lecker Berliner Bier, lecker Essen, wunderbarer Ausblick und immer so ein leises Trompeten im Ohr ...

In Lübbenau besuchten wir dann nur noch das Kaufland - und in Lübben bummelten wir dann noch durch den Schloßpark, der wirklich viele tolle Angebote für Groß und Klein zu bieten hat. 

Freitag sind es um die 80 Kilometer nach Sperenberg, Am Mellensee. Hier ist wirklich janz weit draußen. Wald, darum Wald und darum noch mal Wald. Genial. Wir finden ein perfektes Plätzchen für das Agimobil, treffen Bekannte au Hoyerswerda, abends Lagerfeuer. Die Verpflegung ist reichhaltig und am Sonntag klappt es auch mal wieder im Parcours. Platz 2 im A-lauf und Platz 3 im Jumping - ein Megalauf, den die Hops da mit mir hingelegt hat, ich hatte echt Tränen in den Augen.

Wir bleiben bis Montag und verabschieden uns dann bis zum nächsten Jahr. Uli sagt mir: "Egal mit welchem deiner Hunde du läufst, es sieht immer zauberhaft aus." Danke Uli. So ein Kompliment macht im Kopf mehr aus, als so manches Training oder Seminar. 

Freitag, 26. Oktober 2018

Li-La-Liebenswert ... sensibles Powerpack mit so viel Will-to-Please

Während ich unsere um die 1000 Urlaubsbilder aus Lausitz und Spreewald sichte und dabei immer wieder in Erinnerungen abgleite, hatte ich so den Impuls, mal wieder ein Lassie-Update zu  verfassen. So unglaublich schnell wird alles so normal, so wenig erzählenswert, so selbstverständlich. Wobei Lassie mir immer noch ganz oft das Gefühl gibt, dass er jeden Tag begeistert ist, bei uns zu sein, sich jeden Tag freut an und mit uns und vielleicht sogar langsam die Sicherheit entwickelt, dass es für immer sein wird.

Klingt jetzt erst mal kitschig und vermenschlichend. Aber dass seine Traumata tief sitzen, merke ich immer bei unbedachten Bewegungen, lauten Geräuschen oder auch einfach nur bei schlechter Stimmung. Da duckt Lasse sich plötzlich und verschwindet im nächsten Mauseloch. Doch auch wenn alles entspannt ist - oder ich denke, dass alles entspannt ist - guckt er mich manchmal ganz plötzlich mit so einem fragenden Ausdruck an, als ob er sich vergewissern möchte, dass alles okay ist und ich mit ihm zufrieden bin. 

Dann wieder ist er der Ausbund von Energie und Lebensfreude, hüpft, rennt, bellt und platzt scheinbar vor Lebensfreude und Selbstbewusstsein. Wenn ich Lasse mit Hope und Myway rennen lasse, wird es immer seeeeehr laut. Und der Boden bebt regelrecht, wenn das Trio in vollem Speed an mir vorbeiprescht. Flychen bleibt an der Leine - er hört nix mehr und da hilft dann auch kein Rufen. Außerdem weiß man nie, was er so zu fressen findet ...

Lasse lässt sich wie Hope und Myway auch jederzeit abrufen und zeigt nach wie vor einen ausgeprägten will-to-please. Schon ein kritischer Blick lässt ihn sein jeweiliges Tun sofort beenden. Meist geht er gerade irgendjemand vom Rest vom Rudel auf die Nerven - sein "Opfer" ist in der Regel Fly, der sich allerdings mittlerweile gegen Lassie auch mal durchsetzt. 

Auch typisch Lassie: Wenn ihm irgendetwas nicht passt, ihn beängstigt oder er sich angegriffen fühlt, weint er lautstark, schrill und herzzerreißend. Selbst Fly erschreckt dann und lässt von seiner Zurechtweisung hab. Allerdings vermutlich mehr aus Sorge, es könnte dafür von mir einen Anschiss geben. Auch von Myway hat er mittlerweile eine deutliche Zurechtweisung kassiert und ich habe den Eindruck, dass das Lassies Sozialverhalten ganz gut tut.

Doch insgesamt hat Lasse sich sehr schnell in unseren Lebensrhythmus einfügt - egal ob daheim oder im Wohnwagen. Er hat überhaupt kein Problem damit zur Ruhe zu kommen und einfach mal zu warten. Wenn ich mit irgendetwas beschäftigt bin, liegt er neben mir und wartet, dass ich ihn irgendwann beachte. Dann freut er sich natürlich nen Keks. Auch im Schlafzimmer schläft er brav in seinem Körbchen - erst wenn er merkt, dass ich wach bin, kommt er auch zu mir, um guten Morgen zu wünschen. 

Die ersten Agility-Übungen haben wir auch mal angefangen. Dabei geht es in erster Linie um Triebaufbau beim Rennen um Pylonen und auch ein wenig Vorbereitung der Kontaktzonenarbeit. Sollte ich mit Lassie wirklich Agi machen, können sich die Smallstarter schon mal warm anziehen ... ;-)

Ja, der aufmerksame Leser hat es vermutlich gemerkt: Lassie ist ganz und gar mein Hund. Er mag Peter, geht auf seinen Schoß, lässt sich streicheln, füttern - aber anleinen darf nach wie vor nur ich ihn. Da macht er zwar auch ein Mordstheater, aber das ist irgendwie nur Schau. Daran müssen wir nun endlich auch mal arbeiten. Wäre vermutlich sogar wichtiger als um Pylonen zu rennen ... ;-)