Montag, 6. November 2017

In guten wie in schlechten Tagen ...

Okay, schlecht ist natürlich maßlos übertrieben. Ich liege nur mit einer fiesen Erkältung darnieder und fühle mich wie übel abgeschlagen. Aber die beste Medizin sind meine Vierbeiner. Die Hunderunde bis zur Wiese abkürzen? Keine Thema, wir machen unsere Geschäfte eben bissi schneller. Mittagsschlaf statt Clicker- oder Agitraining? Kein Problem, Frauchen, bissi Schlaf tut uns auch gut.
Das Sheltie ist vor lauter Mitgefühl sogar selber ein wenig krank und weicht mir nicht von der Seite.

Wenn man schon krank sein muss - dann mit den besten Hunden ever.

Samstag, 4. November 2017

6 Tage Agilityturnier in Mendig - Mega-Spaß en block

Zu den Anfängen meiner Agiitylaufbahn mit der Koboldprinzessin habe ich mich noch gefragt, ob ein 2-Tage-Seminar zu viel für sie sein könnte. Mittlerweile ist  klar, dass Hopsi bei 6 Tagen Turnier noch lange nicht genug hat. Eigentlich war sie eher ein bisschen enttäuscht, als sie an Tag 7 merkte, dass die Zeichen auf Heimreise stehen ...

Myway hatte ich nur die letzten 2 Tage gemeldet und bis dahin täglich an der Desensibilisierung gegen die doch sehr lauten Hallenreize gearbeitet. Hätte ich mir sparen können, er fand es trotzdem gruselig und ist gelaufen wie beim allerersten Mal ...

Bei Hope und mir lief es leider auch nicht wirklich rund. Mein Plan war, definierter und weniger hektisch zu führen. Hat soweit auch geklappt, nur leider hat Hopsi das nicht so ganz verstanden und sich eigene Wege gesucht. Und die lieben Zonen haben zusätzlich Punkte gekostet - Freitag wären wir echt auf dem Treppchen gewesen, wenn Madame die Wippe nicht zum Katapult erklärt hätte.

Trotz aller Meckerei: es waren schöne Läufe dabei, der Slalomeingang auf Distanz war mega, wir hatten eigentlich immer nur ein Dis und sind in den sehr anspruchsvollen Parcours nicht per se gescheitert.

Die Atmosphäre war in Mendig wie immer genial. Gute Läufe und sogar gelungene Sequenzen werden gefeiert. Mendig hat einfach ein super Publikum. Und durch die vielen Kontakte und Gespräche am Spielfeldrand lernt man immer wieder neue nette Leute kennen und erfährt am Rande sehr viel über alles mögliche Agi-Drumherum.

Über Myway Läufe breite ich mal lieber den Mantel des Schweigens. Wir sind beim letzten A-Lauf zwar auf dem Treppchen gelandet -  aber ich bin doch eher frustriert und kann den Euphemismus, dass das irgendwann mal besser wird, nicht wirklich teilen.

Ich tu dem Kleinen vermutlich bitter unrecht - er gibt sich ja alle Mühe - aber es macht halt einfach keinen Spaß, jeden Meter zu motivieren. 

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Intaktes gemischtes Rudel - funktioniert mittlerweile besser als gedacht



Kastration ist (wie Ernährung und eine ganze Menge anderer Dinge) unter Hundehaltern ein heiß diskutiertes Thema, meist mit mehr Emotionen als mit Sachverstand geführt.

Donna, meine erste Hündin, habe ich damals auf Anraten meines damaligen Tierarztes nach der ersten Läufigkeit kastrieren lassen. Ich dachte schon, dass ich dem Hund damit einen Gefallen tue, im Sinne der Krebsvorsorge wie auch gegen psychische Frustrationsleiden. Wie schon geschrieben, war ich damals blutiger Hundeanfänger - und die ganze Sache mit der Läufigkeit, mit ungewollter Schwangerschaft, mit wochenlanger Isolation der Hündin haben mich schon schwer beeindruckt. 

Als Donna aus der Narkose erwachte laut weinte, habe ich diese Entscheidung das erste Mal bereut. Und mittlerweile bereue ich sie jeden Morgen, wenn dank Inkontinenz die Nacht um sechs zu Ende ist und immer, wenn sich Donna gegen Hope nicht wehrt, wenn der Kobold mal wieder mobbt.

Bei Fly war die Sache einfach - er kommt aus dem Tierschutz und war bereits kastriert.

Hope war mit anderthalb als sie zu uns kam, angeblich das erste Mal läufig. Aber sie war so ein unsicheres Wuselchen, bei einer Kastration hätte ich Sorge gehabt, dass sie völlig zusammenbricht. 

Hope war in ihrer Läufigkeit auch eher pflegeleicht, meist habe ich nur an den Avancen, die sie dem recht peinlich berührten Fly machte, gemerkt, dass es wieder einmal so weit ist. 

Bei der ersten Läufigkeit, die Myway miterlebte, war er ca. ein Dreivierteljahr, schwer beeindruckt von der Sache, auch wenn er nicht genau wusste, wovon. Hinten und vorne oder seitlich war ihm zum Glück egal, aber wir waren trotzdem sehr froh, als der Campingurlaub zu Ende war und wir die beiden trennen konnten.

Strikte Trennung war auch im Frühling diesen Jahres das Mittel der Wahl. Hope blieb in meinem Büro, wo ihre Box steht und der Kleine stand vor der Tür und jammerte. Das Thema Kastration haben wir natürlich wieder einmal diskutiert - aber diese Entscheidung war bei mir mittlerweile klar negativ besetzt und wurde dann einfach vertagt.

Letzten Sonntag, als wir vom Turnier kamen, fand ich die Situation definitiv unerträglich. Hope war von jetzt auf gleich (zumindest empfand ich das so) in der Standhitze und mischte Myway und Fly so richtig auf. Sofortige Trennung, klar. Myway jammerte und bekam blöderweise auch noch Trost von mir. Ich hatte wirklich Sorge, dass er durch Triebstau gesundheitlich Schaden nehmen könnte. Obwohl seit den ersten Anzeichen der Läufigkeit Agnes castus bekam und Hope Apfelessig. Selbst Fly stieg in das Dramarama mit ein. Myway versuchte, sich auf dem Sofa an mir zu juckeln, später geriet er mit Fly aneinander und ich erlebte das Sheltie erstmalig mit gebleckten Zähnen und wild knurrend. 

Im Anschluss an einen anstrengenden Turniertag war ich mit der Situation ziemlich überfordert und wollte erst mal eine dicke Tüte Mitleid in der WhatsApp-Gruppe. Meinen Göttergatten habe ich sehr bedauert und bin direkt erleichtert am nächsten Morgen ins Büro.

Doch Göga meinte, eigentlich wäre alles ganz "okay" gewesen. Und da verdichtete sich mein Verdacht, dass ich und meine Reaktion Teil des Problems sind.

Also habe ich mal die Tante Google bemüht und mich durch jede Menge Seiten mit Erfahrungsberichten gelesen. Waren alles entspannte Mehrhundehalter mit gemischtem Rudel, die das schon lange so durchziehen. Klar werden die läufigen Hündinnen von den Rüden getrennt, aber die ganz strikte Trennung ist nur während der Standhitze erforderlich. (Und unbeaufsichtigt trotzdem nicht). Und in den meisten Fällen sollte nach ein paar Tagen wieder Normalität eintreten.
Das Rüden die Sache mit der Zeit immer lockerer nehmen und das auch alles ganz natürlich ist, machte mir die Sache leichter.

Statt Mitleid bekam das Sheltie nun ein gelassenes "Stell dich nicht so an". Schmuseeinheiten habe ich sofort beendet, wenn er juckeln wollte. Die Sache mit Fly behielt ich im Auge und konnte, einmal gewarnt, Situationen im Vorfeld entschärfen. 

Wie heißt es so lapidar: Wenn du die Situation nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung dazu. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Sowie ich die Sache entspannter anging, waren die Hunde auch entspannter.

Heute ist Mittwoch - die Standhitze ist vorbei und die Tür zu meinem Büro wieder offen. Das Sheltie sitzt leise klagend vor Hopes Box - und traut sich nicht rein. Sonst fliegt er nämlich gleich wieder raus. 

Nein, ich glaube sicher nicht alles, was im Internet steht. Auch Tierärzten glaube ich nicht alles. Aber ich bin sehr froh, dass ich jetzt sicher weiß, das unser Rudel auch ohne Kastration die Läufigkeiten überstehen kann.

Und deswegen habe ich die Geschichte auch aufgeschrieben. Vielleicht hilft sie irgendwann mal irgendjemand.

Über konstruktive Diskussion, weitere Tipps und Ideen oder auch andere Erfahrungsberichte freue ich mich wie immer sehr.

Sicherheitshalber sei noch erwähnt, dass gesundheitliche Probleme, permanente Scheinschwangerschaften oder ähnliches durchaus Gründe für eine Kastration darstellen können. Hier ging es mir lediglich darum, ob und wie grundsätzlich ein gemischtes intaktes Rudel auch in den heißen Tagen halbwegs entspannt gelingen kann.

Samstag, 21. Oktober 2017

Mit Doppelsilber im A-Lauf beenden wir die Outdoor-Agility-Saison 2017



Hört sich richtig klasse an, oder? So richtig erfolgreich. Und wer heute in Gernsheim nicht dabei war, der glaubt das sogar. 

Wobei natürlich richtig ist, dass beide Hunde im A-Lauf den 2. Platz erreicht haben. Hope sogar hochverdient, denn der Parcours von Nikolas Koch war schon extremst kniffelig. Bei 33 Startern gab es nur 3 Nuller. Und da die Koboldprinzessin läufig ist, waren wir mit Startnummer 100 der letzte Starter. Und ich wusste: es gibt nur 2 Nuller. Meine liebe Agility-Kameradin Susanne Henkel baute mit wenigen Worten dann richtig Druck auf. Mein Mentaltrainer Friedrich lese dies bitte nicht und schon gar nicht hier jetzt weiter: Ich flatterte wie ein aufgeschrecktes Vögelchen durch den Parcours, schaffte keinen der geplanten Wechsel, stand meiner Hope entweder im Weg rum oder verweigerte ihr jegliche Informationen über den weiteren Parcoursverlauf (manchmal schaffte ich beides sogar gleichzeitig). Nein, das ist keine überzogen negative Selbsteinschätzung, sondern durch das Video und die kritischen Kommentare von Ingeborg und Susanne bewiesen. Aber Hope wurde wieder einmal ihrem Ruf gerecht und war einfach nur MEGAbrav. Hochkonzetriert erriet sie Frauchens Gedanken, vervollständigte halbherzige Kommandos  und traf sogar jede Kontaktzone. 

Die Hopsi ist einfach die Allerbeste. 

Myway war - vielleicht auch wegen Hopes Läufigkeit - extrem unkonzentriert und abgelenkt. Mit 2 Verweigerungen kamen wir irgendwann im Ziel an, ich war schon recht gefrustet, weil das heute so ein dermaßener Rückschritt war. Aber da er ein Rüde ist, lag es vielleicht wirklich an den Hormonen. 

Nichtsdestoweniger liebe ich dieses kleine Sheltieteil so sehr. My ist so sensibel, so zart und zärtlich, so rücksichtsvoll, er kann mit mir reden - und eigentlich ist er ist extrem tapfer, wenn er trotz aller Gespenster im Turnierparcours mit seinem Frauchen arbeitet. Wenn ich fair bin, hat er sich doch ganz schön positiv entwickelt, der kleine Piepsi. 

Echt keine Sternstunde des Agility ... Hope








Auch hier ist noch deutlich Luft nach oben ... Myway







Mittwoch, 4. Oktober 2017

Wir brauchen kein Training, wir brauchen ein Wunder ...


Dass sogar mein Trainer mich für meine Geduld bewundert, ist schon überraschend. Ich finde mich jetzt eher nicht so geduldig - eine Einschätzung, die von meiner Familie heftig nickend bestätigt wird.

Aufgeben kommt allerdings auch nicht in Frage. Ob das nun auch eine Form von Geduld ist, sehe ich jetzt eher als philosophisch und insofern wenig zielführend.

Für diejenigen von euch, die mich nicht näher kennen, sollte ich vielleicht doch erwähnen, dass Myway nicht als Hochleistungssportgerät angeschafft wurde. Agility ist meine große Leidenschaft - und natürlich habe ich gehofft, sie auch mit dem Sheltie teilen zu können. 

Wie heißt es so treffend: alles kann, nichts muss. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Hunde uns nicht zufällig aussuchen - und wie jede Begegnung einen Sinn hat. 

Wenn ich mit Myway beim Musikhören in der Küche spontane Choreografien tanze und wir beide sehr viel Spaß dabei haben, dann ist das Sheltie vielleicht der Hund, mit dem ich am Dogdance richtig Spaß haben kann. Die anderen Hunde fanden Dancen alle eher doof.

Myway findet aber auch Agility toll. Jedenfalls das Training. Da hat er so viel Spaß gezeigt, dass sein Einbruch bei Turnieren für mich völlig unerwartet kam. 

Unser Bindung hat das nicht geschadet, eher im Gegenteil. Dieser kleine Plüschpopo hat so viele wunderbare Stärken, ist so einfühlsam, sozial, fröhlich, albern, immer zu allem bereit, neugierig - er muss nicht, er soll nicht, er darf gar nicht perfekt sein. Das bin ich ja auch nicht. Nicht mal geduldig ... 

Es ist schwer zu verstehen und noch weniger zu erklären - aber je weniger es im Turnier mit Myway klappte, um so stärker wurde unsere Bindung, um so deutlicher sah ich den kleinen Hund jenseits des Agilityparcours. Um so bedingungsloser liebte ich ihn. 

Ob es nun daran liegt oder an den Zauberkügelchen einer Freundin oder einfach daran, dass Sicherheit und Erfahrung Myways Fokus mehr auf den Parcours als auf das Drumherum richtete - letztes Wochenende hat es das erste Mal so richtig Spaß gemacht mit ihm auf Turnier. Und das liegt nicht an den Platzierungen und Preisen. Sondern daran, dass wir das erste Mal als Team unterwegs waren. Und das macht mich schon sehr froh - und ich freue mich endlich wieder auf Training und Turniere ... Dogdance und alles andere können wir ja trotzdem machen - und vielleicht entdecken wir eine ganz neue gemeinsame Leidenschaft. 

Shelties sind einfach was Besonderes ... wie jeder Hund <3




Montag, 18. September 2017

Myway - ziemlich großer Name für so ein bisschen Hund




Myway. Wie bin ich bloß auf diesen wunderschönen Namen gekommen. Die einzige Vorgabe der Züchterin war: er sollte mit M anfangen. Das Papier war schnell vollgekritzelt mit Ideen, meine Tochter, die für alles und jeden Namen erfindet (unvergessen Hübdäh für ihre ungeborene Schwester und ihre Enttäuschung, als das Baby bei der Taufe dann doch Charlotte genannt wurde) wurde um ihren Input gebeten - aber das richtige war einfach noch nicht dabei. Dann stand ich in Mendig am Start und hörte dem Sprecher zu, wie er die Starter ansagte. Meine Gedanken eilten plötzlich Lichtjahre voraus und ich hörte förmlich " Jetzt am Start ist Petrina mit ... mit ... mit Myway". Da war der Name ganz plötzlich da. Und zwar lang bevor es diesen Ohrwurm von Calvin Harris gab. Schon seit jeder liebe ich "I did it Myway" von Frankie Sinatra  - Gänsehaut-Song und Lebensmotto in einem. 

Myway war nach Donna mein erster Welpe  - und eigentlich mein erster echter, denn Donna war schon 13 Wochen gewesen - so war dich doch sehr nervös, als wir ihn in unser Rudel heim holten. Sämtliche Freunde und Bekannten können noch ein Lied davon singen, mit welchen Problemen oder eher möglichen Problemen ich mich beschäftigte.

Top-Flop wurde das Rasenklo. Mühsam hatten Peter und ich irgendwo Grasoden gestochen und in einer flachen Aluwanne zu einem Rasen-Ersatz gebastelt. Die Sache hatte nur einen Haken: Myway kannte keinen Rasen und wusste mit seiner gedachten Toilette auch nichts anzufangen. Winterwelpe eben.

Flexibel gab es dann stattdessen eine Styroporplatte mit Zewa und Zeitung - hat super funktioniert und der Kleine wurde en passant stubenrein.

Auch die Ernährung (meine Hunde werden ja gebarft) klappte problemlos. Das Sheltie war (bzw. ist) sowas von verfressen - die Portionen waren ratzfatz leer und mit den Junior-Zusätzen vom Tierkostexpress wuchs und gedieh der Kleine und ist heute im Gegensatz zu seinen Eltern eine echte Plüschbombe.

Ein wenig Sorgen hatte mir auch die Integration ins Rudel gemacht. Hopsi ist ja schon eine sehr eifersüchtige Koboldprinzessin. Und Fly hab ich da auch nicht ganz getraut.

Naja, begeistert waren alle 3 nicht vom Neuzugang. Von dem Moment an, als ich Myway in Luxemburg ins Auto setzte, bis Münster war non-stop empörtes Gebell. Und Daheim angekommen, knurrte sogar die liebenswerte Donna den kleinen Welpen an. Fly legte dem Neuzugang zwar nahe, ihm fernzubleiben, aber so richtig sauer war Hope. Mit ihr konnten wir den Kleinen echt nicht aus den Augen lassen. Myway zeigte sich von dem Ganzen wenig beeindruckt. Er guckte sich alles an und wenn er etwas besonders interessant fand, setzte er sich hin und schaute es sich ganz in Ruhe weiter an. (Ähnlich wie mittlerweile im Turnier, ohne vorgreifen zu wollen.) Auch sein empört-trotziges Schnauben hat er bis heute beibehalten - auch wenn ich gerade eigentlich sauer sein will, weil er mal wieder in der Fensterbank sitzt und alles anbellt, was sich unten bewegt, kann ich doch nie ernst bleiben.

Letztendlich  spielte sich alles überraschend schnell ein. Hope kriegte von mir ein paar Anraunzer, wenn der Kleine mitleidserregend piepste und dabei ein Pfötchen wie schwerverletzt in die Höhe hielt - aber wir fanden dann schnell heraus, dass Hope nur in die Luft geschnappt hatte - und Myway echtes Schauspieltalent bewies.

Bei Donna hatte ich es damals 2004 gar nicht abwarten können, bis sie alt genug war, um mit ihr etwas unternehmen zu können. Bei Myway genoss ich die Welpenzeit, weil ich wusste, wie schnell er groß werden würde. 

Obwohl er von Anfang an überall dabei war, jede Menge Menschen und Situationen kennenlernte, blieb Myway extrem vorsichtig und abwartend. Anfassen liess er sich von Fremden gar nicht - Leckerlies nahm er zwar, doch  kaum waren die alle, war er wieder auf maximaler Distanz.  



Daran hat sich bis heute trotz allem Training nichts geändert. Der einzige Wermutstropfen bei diesem liebenswerten Hund. Immerhin beim Tierarzt zeigt er sich mittlerweile einigermaßen kooperativ. 

Von Anfang an bereitete ich Myway auch auf unser zukünftiges Agility-Leben vor.
Ich hatte das Glück, in einer tollen Welpen-Agi-Gruppe trainieren können, wo die ganzen Basics - ganz wichtig: Gerätefokus - mit viel Spaß für die Hund und Mensch aufgebaut wurden. Daheim kreiselten wir dann um den Wäschekorb und machten Zonentraining auf einem Brett aus dem Baumarkt. 

Auch die Begleithundeprüfung hatten wir natürlich schon im Auge. Fuß habe ich auf Spaziergängen geklickert, weil Myway das freiwillig gerne angeboten hat, Sitz, Platz und Bleib braucht man ja auch im Alltag. 

Und so lief unser Leben einfach glücklich weiter. Wir waren fast jedes Wochenende auf Turnier, oft mit dem Wohnwagen und unser Kleinteilchen war immer mit dabei. 



Es ist ja schon ein wenig absurd. Da gibt frau sich so viel Mühe, einen tollen Namen für das Sheltie zu finden - und dann wird er doch nur Kleinteilchen, My, Mimi, Piepsi genannt. Wenn ich so genauer nachdenke, sage ich Myway eigentlich meist als Auftakt zu einer Gardinenpredigt. 


Im Mai 2017 bestand ich mit Myway die Begleithundeprüfung. Wir hatten einen wirklich angenehmen und lehrreichen Kurs in Waldacker - und obwohl ich trotz Mentraltraining fast alles unternahm, um meinem Hund im Weg zu stehen, haben wir es auf Anhieb geschafft. Damoklesschwert vom Haken genommen.

Die nächste große Herausforderung stellte nun also unser erstes Turnier dar. Von allen Geräten finde ich den Slalom das schwierigste Gerät. Deswegen zog auch ein Turnierslalom mit Bögen bei uns ein - dazu ein paar Rasenteppiche für das Indoor-Training. Der 6er-Slalom passte in mein Büro, der komplette Slalom reichte dann vom Büro über den Flur bis ins Schlafzimmer. (An dieser Stelle mal ein sehr verdientes Danke an den besten Ehemann von allen, der sämtliche Umbau- und Räummaßnahmen nicht zur klaglos hinnahm, sondern sogar tatkräftig unterstützte. 

Für das finale Slalom-Training fanden wir dann sogar noch in Urberach bei Claudia und ihren Rabauken eine Wiese, auf der Kleinteilchen dann bewies, dass er das ganze verstanden hatte.

Unseren ersten Start hatten wir dann wie die BH in Waldacker. Tja, und damit änderten sich meine Herausforderungen schlagartig. 

Myway zeigte auf Anhieb, dass er ein top ausgebildeter Hund ist. Zonengeräte kein Thema. Okay, manchmal merkte man, dass die Zonen etwas übertrainiert waren und es ein wenig dauerte, bis ich ihn überreden konnte, auch ohne Leckerli weiterzumachen. Auch der Slalom saß auf Anhieb. Zwischen den Geräten lauerte allerdings das Verderben. Wie bei seiner Eingewöhnungszeit bei uns blieb das Piepsi einfach stehen und guckte sich das ganze Drumherum in aller Ruhe an. (Nein, er hat sich nicht gesetzt und auch nicht geschnaubt.) Vor lauter Gucken lief er dann auch mal an einer Hürde vorbei - dann kamen auch noch 1-2 Verweigerungen zu den 23,5 Zeitfehlern. 




Im Ziel war ich dann atemlos - nicht vom Rennen, sondern vom Anfeuern und Rufen. 

Gefühlte tausend Mal hab ich schon gesagt, dass ich mir das nicht wieder antue. Ich finde es fast peinlich, meinen Hund so durch den Parcours zu betteln. Meine liebe Umwelt teilt mir aber mit, dass ich zu viel erwarte, zu ungeduldig bin und der Hund noch so jung.

Stimmt alles. Ich selber sehe mein Schicksal kichern, weil es mir so nett den Spiegel vorhält ... wie oft hab ich mich beim Zusehen schon gefragt, warum dieser arme Hund Agility machen muss ...

Tja, für Ironie ist mein Schicksal echt zu haben. Top ausgebildet, das Kleinteilchen. Und es läuft trotzdem nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Aber, er ist jung und ... hat Spaß im Training - und ich hoffe, dass irgendwann der Trieb so stark ist, dass er die Umwelt ausblendet. Gestern in Groß-Krotzenburg hatten wir ja sogar mal einen platzierten Nuller ... 


Ich bin gespannt.

Mittwoch, 19. Juli 2017

* Hope: Mein Schicksalshund und Seelenzwilling

Es gibt Hunde, die gibt es nur einmal im Leben. Hope ist mein Seelenhund, mein Schatten, mein Partner im Agility wie auch im Leben zwischen den Turnieren. Hope würde sich freiwillig nie mehr als einen halben Meter von mir entfernen (okay, im Agility schaffen wir mittlerweile auch 2 Meter), Hope versucht, mich beim Handling des Rudels zu unterstützen und sogar Mensch zu reden – was sich allerdings eher anhört wie Chewbacca auf Ecstasy. Ich liebe alle meine Hunde, aber Hope ist einfach meine Koboldprinzessin.

Hier mal ein paar Erinnerungen, wie es mit dem Hopsi angefangen hat.

25. Februar 2012:

Warten ist eines von den Dingen, die mir gar nicht liegen. Könnte daran liegen, das Geduld nicht gerade meine hervorstechendste Eigenschaft ist. Dafür bin ich eine Frau der schnellen Entschlüsse - eben hatte ich noch verkündet, dass im Mai ein Sheltie-Welpe bei uns einzieht - und dann kommt im Februar eine ausgewachsenes Bodermäuschen. Das ist halt Schicksal. Mein Schicksal darf gerne für ein wenig Abwechslung sorgen. Denn Langeweile finde ich ungefähr genauso prickelnd wie Warten ...

Hope ist wie gesagt eine Border Collie. Eigentlich sollte sie ein bordergerechtes Leben führen, Schafe hüten und ein nützliches Mitglied einer großen Border-Familie sein. Aber Hope fand das irgenwie nicht so sinnvoll. Hope hasst Schafe. Hope mag auch kein sinnvolles Mitglied von irgend was sein, sondern Hope möchte eigentlich gerne Mittelpunkt sein - von was genau wusste sie vermutlich gar nicht bis sie uns getroffen hat. Seitdem möchte sie Mittelpunkt von uns sein. Und das ist ihr auch ganz gut gelungen bis jetzt. -  Aber ich schweife ab und führe den ebenso verwirrten wie hoffentlich geneigten Leser zurück zum Spätnachmittag des 25. Februars 2012. Da erfuhr ich nämlich, dass Hope nicht gleich kommt, sondern frühestens um 21 Uhr. Und letztendlich war es dann zwanzig vor zwölf als Hope endlich da war. 

Viel kleiner als gedacht war die Süße. Und völlig wuselig vor lauter Aufregung und Unsicherheit. Donna und Fly fanden das jetzt auch nicht so wirklich passend mit diesem fremden Hund und diesem fremden Mann in unserer Wohnung und pöbelten einfach rum. Vermutlich in der Hoffnung, dass sie die beiden schnellstmöglich wieder loswerden. 

Aber Markus trank ganz entspannt seinen Kaffee und war höchstens von Hopes Versuchen, irgendwie in ihn rein zu kriechen, genervt. Ansonsten erzählte er von dem neuen Hof am Moor, von seinen Border Collies, den Schafen, den Ziegen, der Käserei, von 18 - 20 Stunden Arbeit jeden Tag - aber auch davon, wie gut sich dort oben alles anlässt und dass dieser Umzug wohl genau die richtige Entscheidung gewesen war.

Es war schon weit nach Mitternacht, als wir alle dann alle nach draußen gingen, ich nahm ganz unspektakulär Hopes Leine - und Markus fuhr fort. Die erste kurze Runde mit den Dreien verlief ereignislos und die erste Nacht ebenfalls. Ich legte die Kleine nach einer ausgiebigen Schmuserunde in die Box, wo sie die ganze Nacht friedlich verbrachte. bis sie uns getroffen hat.

Hopes erster Tag bei uns begann mit Shopping. Das heisst eigentlich begann es mit 4 Pfoten Begeisterung, als ich sie am nächsten Morgen (ziemlich früh, obwohl ich ja erst spät ins Bett bin, konnte ich es gar nicht abwarten, die Kleine zu begrüßen) aus der Box holte. Wir sind dann mit Donna gleich eine Runde um den Block, damit sie ihre Geschäfte erledigen konnte - das kleine Geschäft ging dann aber später doch in die Küche - dann noch nach dem Kaffee eine Runde mit uns fünf und dann durfte Hope mit Donna in die neue Box vom neuen Auto - obwohl Donna die Kleine sonst auf Distanz hält, war die gemeinsame Fahrt kein Problem. Reiseziel war Babenhausen, wo ein Agilityturnier stattfand und ich beim Ausrüster meines Vertrauens ein Geschirr und eine  Leine für Hope kaufen wollte. (Nein, Agilityluft schnuppern, alte Bekannte treffen und das Hopsi vorführen wollte ich natürlich nicht, ließ sich aber nicht vermeiden *lach*)

Das rote K9, was ich eigentlich wollte, hat bei Hope einfach nicht gepasst (sie war so ein zarter Hänfling damals)- also gab es eben ein anderes Geschirr - aber wegen der fairen und kompetenten Beratung bin ich ja auch zu den Hopps gefahren - noch bevor der Geschirrkauf abgeschlossen war, traf ich auch schon meine liebe ehemalige Zeltnachbarin Susanne, die ich Zukunft ja hoffentlich wieder öfter sehen werde - zum Geschirr gab es eine leichte dünne Lederleine, eine paar Kauknochen, einen Barfer-Futterzusatz und eine Agizeitung für Frauchen ... Hope war einfach nur lieb obwohl sie die Geschirranproben nicht so lustig fand, und es zeigte sich schon am ersten Tag ganz deutlich, dass wir beide uns gefunden hatten. 

Noch ein paar Läufe angeschaut, dann durfte Hope meine Mama kennenlernen, die extra KALBfleisch gekauft, gekocht und gewürfelt hatte ... auf den weißen Fliesen sah man dann doch verstärkt, dass Hope heiß war und so haben wir uns nach Vernichtung der Kalbfleischvorräte nicht lange aufgehalten ...


Der Rest des Tages war entspannt - Hope legte sich freiwillig in die Box oder unter den Schreibtisch, wenn gerade kein Hundebespaßungsprogramm angesagt war ...


"Der Mann ist der Affe der Frau", las mein Vater einige Tage später aus der FAZ vor. Was auch immer der Autor dieser Zeilen damit im Einzelnen ausdrücken wollte - Fly hatte im Kreise dieser Familie im günstigsten Falle die Affenkarte gezogen ... wer die zierliche Hope neben ihm sieht, kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Respekt Fly mittlerweile vor ihr hat - und sie braucht keine 2 Sekunden, ihn aus meinem Büro rauszuschmeißen ... obwohl ich mich in Rangordnungsdisksusionen der Hunde eher nicht einmische, sorge ich schon dafür, dass mein FlyFly weiterhin seinen Dauerparkplatz in meiner Nähe behalten kann ...


Koboldprinzessin und Zickenqueen

Von Hopes zarter Äußerlichkeit sollte man sich nicht täuschen lassen, mit angelegten Öhrchen sieht sie ja wirklich aus, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte ... doch wenn sie so neben mir herläuft, mich mit ihrem intensiven Borderblick anschaut "Frauchen, was machen wir jetzt" hat sie ihre Kobold-Ohren aufgestellt und dann sieht man, dass sie es dahinter faustdick hat ... 
Was Peter und ich bei Flys Erziehung nicht geschafft haben - Motorräder nicht anbellen zum Beispiel - übernimmt jetzt Hope ... die motzt den Spanier bei solchen Gelegenheiten richtig an, rennt um ihn rum, tanzt vor ihm her, hütet ihn richtig - und das Kasperchen hat dem so gar nichts entgegenzusetzen - aber seine Bell-Attacken werden echt weniger ... Es ist auch sehr entspannt, mit Hope auf Runde zu gehen - sie hat mittlerweile völlig verstanden, was ich mit der Kamera mache und legt sich einfach hin, so wie ich die Cam oder das Fernglas hoch nehme (irgendwo schüffeln und dabei an meinem Arm ziehen ist nun gar nicht ihr Stil) - sie läuft die meiste Zeit aufmerksam neben (oder vor) mir - mit diesen aufgestellten Koboldohren, die ich nie fotografieren kann, weil sie die einklappt und sich hinlegt, wenn ich die Cam hochnehme ... und dabei ist es ganz egal ob die Leine dran ist oder nicht.

Das Hopsiding beim Agility

Im April nach dem Urlaub fuhr ich mit Hopsi dann nach Sprendlingen, um sie ins Agility einzuführen. War ja irgendwie immer der Plan gewesen, endlich wieder Agi zu machen.

Aber Hope ist schlau, Hope ist ein Border, Hope will Agility - sie sieht den Parcours und ist in ihrem Element, Sprünge sind zum Springen da, Tunnel zum Durchrennen und - bevor das noch jemand glaubt, höre ich mit den wilden Fantasien besser auf - Hopsiding fand alles furchtbar aufregend (wobei sie das "aufregend" am Anfang auch weggelassen hätte, furchtbar reichte völlig) und war sich nicht wirklich im Klaren, was Frauchen nun von ihr wollte. Aber damit sie das rausfinden kann, waren wir ja zu Irene und Ingeborg nach Sprendlingen gegangen - die Beiden kennen mich schon mit Donna - und ich habe vollstes Vertrauen, das Hope und ich hier ein maßgeschneidertes Training bekommen.

Also, wie bei jedem Sport erst mal warm machen. Hopsiding hüpft beim Laufen vor mir her und hat mich dabei immer fest im Blick. Also laufe ich Zickzack und komme mir vor wie ein Schaf. Frauchen "hüten" findet Hope wohl klasse :-)

Dann üben wir erst mal, durch den großen Auflegern (da, wo die Stangen später draufliegen) durchzugehen. Erst gehe ich mit durch, dann versuche ich Hope allein durchzuschicken. 

Nächste Übung ist der Tunnel. Das geht ja schon mal gar nicht, weil in so einem Tunnel kann man Frauchen ja gar nicht angucken. Aber guck mal, Frauchen, ich kann doch ganz prima außen rum laufen ... Wir schieben den Tunnel so weit wie möglich zusammen und mit viel Geduld und Leckerli beschließt Hope, es wenigstens mal zu probieren. Ach, das wolltet ihr - sagt das doch gleich, kein Problem ... Nachdem Hope ein paar Mal durch den Tunnel gelaufen ist, fangen wir mal mit springen an. Hope sieht das wieder recht pragmatisch: warum sollte ich über die Stange drüberhopsen, wenn ich ebenso gut darunter durchlaufen kann ... hihi, und springen tu ich dann nach dem Ding an Frauchen hoch - das kann ich besonders fein *breites Bordergrinsen*

Also legen wir die Stange tiefer, und noch tiefer ... und nun springt Hope drüber. Immerhin versucht sie nicht, sich durchzugraben *breites Frauchengrinsen* Und dann renne ich mit Hope hin und zurück, immer wieder über diesen Sprung oder mal durch den Tunnel, versuche immer mehr Distanz zwischen Mensch und Hund zu bringen - aber Hope hat verstanden - und wir haben fertig für heute. Schließlich soll man immer aufhören, wenn es am Schönsten ist und gerade gut geklappt hat.



Wer wissen will, wie es mit Hope und dem Agility weiterging und wie ich es mit Donna dann doch noch in die A3 geschafft habe, kann gerne hier weiterlesen http://zwoelfpfotenblog.blogspot.de







* Fly: Herausforderung auf 4 Pfoten

Ein gutes Jahr nach Donnas Einzug später fand ich in besagtem Border Collie-Forum einen Notfall-Border, der dann kein Border war sondern eben Fly ... der nach der extrem pflegeleichten Donna dafür sorgte, dass ich bei Hundeerziehung echt mitreden konnte. Unzählige Theorien, Bücher, Gurus und Seminare sorgten für geistige und finanzielle Auslastung ... 

Hier ein paar Berichte aus der Zeit, die ich aus diversen Archiven der Foren gekramt habe:

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Fly (Goofy) ist gelandet (26.11.2006)
Ein herzliches Hallo an alles Daumendrücker, die das Thema mitverfolgt haben, während ich dies schreibe, liegt der Kleine unter dem Schreibtisch vor meinen Füßen, nachdem wir drei vorher einen tollen Morgenspaziergang gemacht haben. Zum Glück habe ich heute Urlaub, so dass ich mich ausgiebig um meine beiden kümmern kann.
Gestern nacht um halb drei haben wir Fly aus der Flugtransportbox geholt. Nach einem Spaziergang (stockdunkel, mitten im Wald und keine Laterne weit und breit, aber ein Top-hundefreundlicher Übernachtungstipp mitten im Erzgebirge - www.pension-kalkberg.de - sind wir in unser Zimmer. Im Gegensatz zu Donna hat Fly mit Fliesen oder Laminat überhaupt kein Problem. Der Kleine rannte die ganze Zeit hechelnd durch alle Zimmer (wir hatten die Ferienwohnung, weil wir nicht wussten, wie das mit Donna und Fly klappt), war total überdreht und kam natürlich überhaupt nicht zur Ruhe. Erst gegen halb fünf blieb Fly dann auf dem Sofa liegen und schlief ein.
Am nächsten Morgen dann unser erster richtiger Spaziergang. Fly an der Schleppleine, wollte erst gar nicht so richtig mit, blieb dann schön bei mir und kam auf Rufen auch sofort heran. Und die Nase immer am Boden, alles beschnuffeln, ab und zu mit großen Hundeaugen den Wald bestaunen. Donna schleppte jede Menge Stöckchen an und ging dem Kleinen aus dem Weg. Beim Frühstück stellte sich dann schnell heraus, dass er sich a) schon ziemlich auf mich fixiert hatte und b) mit Kommandos wie Sitz und Platz überhaupt nichts anfangen kann. Als er merkte, dass wir sitzen bleiben und es am Tisch nichts gibt, legte er sich dann aber brav unter den Tisch.
Nach dem Frühstück kam unser Mitfahrhund, der dreibeinige Tobias, auch aus Spanien, den wir in Würzburg dann seiner Pflegestelle übergeben haben. Donna und Fly waren zusammen hinten im Kofferraum (also, im Kombi natürlich).

Endlich daheim,  kamen meine Eltern und ein paar Freunde und wir haben auf Fly angestoßen und meinen Geburtstag gefeiert. Fly hat sich schnell eingewöhnt, rennt mir überall hinterher und muss jetzt lernen, dass er auf dem Tisch nichts zu suchen hat.
Aber er ist ein richtiger kleiner Schatz, der sich wirklich Mühe gibt, alles richtig zu machen. An der Leine geht er schon recht gut, seine Geschäfte hat er bis jetzt nur draußen verrichtet und vorhin haben wir angefangen, Sitz zu üben. Um 11 haben wir einen Termin beim TA, der soll sich den Kleinen mal angucken und den Impfpass checken.
So, das war es erst mal, Fotos und so kommen dann im Laufe des Tages auf die HP.
Liebe Grüße von
Petrina, Donna und Fly

PS: Natürlich kümmere ich mich sehr intensiv um Donna, sogar noch intensiver als sonst, damit sich mein großes Mädel nicht vernachlässigt fühlt.

06.12.2006
danke der Nachfrage, uns geht es bestens. Donna war ja spontan nicht sooooo begeistert über den Familienzuwachs, hat ihn aber immerhin toleriert. Gestern haben die beiden nun das erste Mal zusammen gespielt, mit viel Geknurre und Gebrumm, wir haben das ganz sehr genau beobachtet, ob da war aus dem Ruder läuft, aber es blieb beim Spiel, das beide offensichtlich sehr genossen haben und gar keine Ende finden konnten.
Ansonsten folgt mir Fly wie ein Schatten, ich verschiebe manchmal sogar den Gang zur Toilette, damit der Kleine nicht schon wieder aufstehen muss.
Die einzigen Probleme haben wir beim Spazierengehen, weil Fly alles anbellt, was sich bewegt. Autos anzubellen haben ich ihm mittlerweile schon ausreden können, nur Motorräder bellt er immer noch an, wenn ich ihn nicht schnell genug ablenke. Aber davon gibt es bei uns zum Glück nicht sooo viele. Pferde und Katzen sind auch nicht so das Problem, aber andere Hunde ist schon ziemlich lästig, weil er sich da auch so schnell reinsteigert, dass ich ihn überhaupt nicht mehr ablenken kann, da bleibt dann nur Richtungswechsel. Gar nicht so leicht, da meine Große plötzlich auch sehr mutig ist und mitkläfft. Da muß ich schon ganz schön die Beine in den Boden stemmen *g*
Hier freuen wir uns natürlich über Tipps und Ideen. Ich halte Flys Reaktion für Unsicherheit, als er neulich mit meiner Tochter Gassi ging, hat er auch Autos angebellt, war er bei mir nicht mehr macht.
Aber wie gesagt, ansonsten ist alles bestens und wir sind alle sehr glücklich mit unserem Fly.
Liebe Grüße
Petrina, Donna und Fly


Was ein Euphemismus! Wäre ich nicht sturer als eine ganze Horde Maulesel (ich bevorzuge übrigens konsequent), hätte ich Goofy-Fly in den ersten zwei Wochen wieder nach Spanien oder sonst wohin geschickt. Aber das war ja schon bei unseren Ponys so gewesen  - je schwieriger sie waren um so mehr hab ich gelernt und bin daran gewachsen ...

* Donna: Mein Herz auf 4 Pfoten

2004 gab es bei uns Familienzuwachs: Donna von den Hardsteins-Wiesen, ein waschechtes Border Collie-Mädel. Und das, obwohl ich kein einziges Schaf mein eigenen nannte und auch niemand kannte, der welche hat. Eigentlich kannte ich Schafe nur aus der Tiefkühltruhe bei Aldi.

Froh gestimmt suchte ich mir also ein Border Collie-Forum und entfachte prompt eine recht heftige Grundsatzdiskussion: Dürfen Leute ohne Schafe überhaupt Border halten? Verkümmert jeder Border zur Schatten-hütenden Inkarnation der Langeweile? Gibt es eventuell Border, die nicht zwingend hüten müssen? Dass man Border eventuell mit Hundesport wie Agility wenigstens ein bisschen auslasten kann? Dazu gab es gratis eine Liste mit Hunden, die ich mir besser gekauft hätte, wobei dann andere Forenmitglieder vehement anderer Meinung waren und die Anschaffung eines Zwerghamsters möglicherweise passender gefunden hätten – was dann die Fraktion der Zwerghamsterfreunde auf den Plan rief ...

Ich kann mir vorstellen, dass die Diskussion in dem Forum noch immer offen ist, aber ich habe daraus 3 Dinge mitgenommen:

1)      eine allergische Reaktion auf Border-Collie-Foren 


2)      fand ich Agility ziemlich suspekt, das war wohl so eine Art Zwangstherapie zur Rettung durchgeknallter BC, die ansonsten Autos, Schmetterlinge, Schatten und Sonnenstrahlen hüten


3)      begegnete ich Menschen mit hütenden Border mit einer gewissen Vorsicht, die sich allerdings schon deshalb als überflüssig herausstellte, weil ich gar keine kennenlernte.

Donna hatte allerdings einen viel zu starken Charakter, um sich auf solche Diskussionen einzulassen. Sämtliche Versuche, sie davon abzubringen, entspannt auf dem Sofa zu liegen, um statt dessen abwechselnde Spielzeuge zu apportieren, boykottierte sie einfach. Sie brachte immer nur das Spielzeug was sie gerade bringen wollte, legte sich auf das Sofa und grinste. Ja, Leute, die Border kennen, wissen, wie sie grinsen können ...

Bei einem teuren border-pädagogischen Spielzeug, wo sie ihre Intelligenz einsetzen sollte, um Leckerlis rauszuholen, setzen sie ganz pragmatisch lieber ihre Zähne ein. Und als ich endlich meine Versuche aufgab, aus Donna einen glücklichen, ausgelasteten Border zu machen, wurde sie genau das. Ein glücklicher Border, der nichts und niemand hütete, niemand belästigete und einfach nur ein traumhafter Familienhund ist.

Daran hat sich nie etwas geändert. Auch als wir 2007 Agility für uns entdeckt hatten. Agility machte Donna genauso gerne wie Grashüpfer fangen, Frisbee spielen oder Stöckchen schreddern. Im Gegensatz zu anderen Bordern, die ich bei Turnieren beobachte, lag Donna zwischen den Läufen ganz entspannt in unserem Zelt. Manchmal grinste sie ein bisschen, weil sie ihr Frauchen so gut auslasten konnte ...

irgendwann 2011 lernte ich dann auch Punkt 3 der „No Go’s“ kennen: Hütende Border Collies.

Und das war für mich eine ganz besondere Geschichte. 

Meine Forums-Bekannte Judith lebte wieder einmal für eine Woche mit den Schafen eines Bekannten irgendwo in der Pampa und passte auf die Hörnertiere auf. Da ich zum einen Urlaub hatte und zum anderen Judith schon länger nicht mehr gesehen, packte ich also meine Cam und machte mich auf den Weg nach Schwetzingen. War wohl ein eher orientierungsloser Tag von mir, weil erst brauche ich schon 2 Stunden, um den Parkplatz zu finden und dann irrte ich noch ein Weilchen durch den Wald. Gluthitze, aber ich war da. Ich sehe Tütenohr Muck, der angebunden Freundentänze vollführt, einen wild kläffenden Border-Junghund, den ich nicht kenne und einen statuenhafte Border, der konzentriert seine Schafe im Blick hat. Etwas zögernd stieg ich aus, wusste nicht, wie der frei laufende Border fremde Menschen bei seinen Schafen wahr nimmt. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten: Lill ignoriert mich und hat nur Blick für ihre Schafe. Dafür stürmte plötzlich Shannon, Judiths Hund, wild knurrend auf mich zu – meine neue Sonnenbrille entsprach wohl nicht ihrem Geschmack ... 

Aber erst mal keine Zeit für lange Begrüßungen – die Weide für den heutigen Tag muss abgesteckt werden. Mit einem mitleidigen Blick auf meine nackten Beine meint Judith, das macht sie besser allein – aber der grobmaschige Weidezaun muss quer durch den Wald gespannt werden und verheddert sich immer wieder in Unterholz. Also komme ich doch zum Einsatz und trenne Holz und Zaun, bis die Abspannung soweit fertig ist. Dann kommt Markus, der „Chef“ und er bringt Nena mit, die mich sofort begrüsst, als ob wir uns schon Jahrzehnte lang kennen. Ein wunderbarer, so intensiver Hund, der mit solch einer  Begeisterung arbeitet und genauso gerne schmust, wenn es grad nichrs zu tun gibt. Nachdem ich Muck und Greg, dass ist ein Sohn von Nena, 6 Monate alt, begrüsst habe, komme ich auch dazu, Markus zu begrüßen – und dann dürfen die Schafe aus dem Pferch auf die Weide. Diese Weide liegt allerdings mitten im Wald, was einen Doppelnutzen hat: die Mähs haben Schatten und gleichzeitig einen landschaftspflegerischen Nutzen, weil sie zum Beispiel wucherndes Gestrüpp und Brombeeren klein halten. Das machen sie jetzt schon einige Jahre und der Erfolg überzeugt selbst anfängliche Skeptiker.

Nun, Schafe hüten hab ich mir irgendwie so wie nen Viehtreck vorgestellt. Aber bei meinem Einsatz als Cowgirl auf der Schwäbischen Alb hatte ich ja auch schon gelernt, dass Ruhe und Kontakt zu den Tieren mehr bringt als Hektik. Trotzdem war ich fassungslos, als Markus den Pferch aufmacht, den Tieren ein „KOOOOOOM“ Kommando gibt und Richtung Wald zum Eingang auf die neue Weide geht. Und die Schafe folgen ihm. Lill und Nena haben das ganze fest im Blick und sorgen dafür, dass alle Schafe auf „Kurs“ bleiben. Und ganz unspektakulär sind die Mähs auf ihrer heutigen Weide angelangt. Während Markus und Judith die Absperrung fertig stellen mache ich Fotos und merke plötzlich, dass die ganze Herde aus der Absperrung entkommen ist und irgenwo durch die Heide rennt. Markus springt über die Absperrung und ruft seine Schafe – Lill und Nena  sorgen dafür, dass diese „Einladung“ nicht überhört wird. Ich hab Gänsehaut. Border in Action, das ist einfach nur unbeschreiblich, dass kann man nicht lesen, nicht im Fernsehen sehen – dass geht nur live. Diese unglaubliche Intensität, die Border ja immer und bei allem haben, was sie tun – auch wenn sie auf der Couch liegen – diese Spannung und Konzentration, diese perfekte Kommunikation – welchem Hund sagt man schon „geh rechts“ und dieser unglaubliche Gehorsam ... eh ich richtig gucken und fotografieren kann, sind die Mähs wieder im OK Choral. 

Puh. Eigentlich wäre ja jetzt die Zeit für Gespräche und Entspannung. Wir drei Menschen und 5 Hunde sitzen im Schatten einer alten Buche, die Luft flirrt schon in der Mittagshitze, Eidechsen huschen durchs Heidekraut und der Sandboden ist bevölkert von Ödlandschrecken mit ihren irritierend flugähnlichen Bewegungen. 

Aber die Schafe sind unruhig. Hier oben sind sie zwar fleissig am fressen, aber dieses andauernde nervöse Mäh macht die beiden Schäfer unruhig. Und schon ist es soweit: ein Hörnertier ist über die Absperrung gesprungen, kommt aber nicht weit. Markus und Judith dirigieren die Hunde, das Schaf ist umzingelt und springt wieder zurück. Immer wieder gucken die beiden nach den Schafen, müssen noch zweimal Ausreisser zurücktreiben. 

Dazwischen sitzen wir im Schatten und reden. Nena kommt immer wieder schmusen und der kleine Greg hat es mir verflixt angetan. Dann telefoniert Markus und muss weg, Ziegen einfangen. Ich verspreche, bei Judith zu bleiben, obwohl ich ja bestenfalls Unterhaltung und eine moralische Unterstützung sein kann. 

Judith ist schon perfekt auf die Schafe eingestellt, ahnt förmlich, wenn irgendwo was nicht stimmt. Und prompt ist wieder so ein Mäh auf Ausflug. Judith läuft gelassen hin, dirigiert Nena ins Platz und Lill in einem Bogen um das Schaf herum. Die Border nehmen das Schaf in die Zange, aber das dumme Mäh flieht kopflos, anstatt ins Gehege zurück zu springen. Versucht es dann doch, verheddert sich, versucht wieder zu fliehen, nimmt dann erneut Anlauf und bleibt wieder im Zaun hängen.  

Bis jetzt hab ich nur Fotos gemacht, aber nun will ich endlich helfen: „Soll ich den Strom ausschalten?“ – spurte auf Judiths Kommando los, breche wie ein Elefant durchs Unterholz, aber bevor ich das Weidezaungerät erreichen kann, ist die Situation entschärft.

Ich weiss gar nicht, wie oft ich gestern um diese Koppel herum gelaufen bin – aber es hat Spaß gemacht, vielleicht waren es gerade der blaue Himmel und die Hitze, die dieser Heidelandschaft ihre überirdische Schönheit verliehen haben. Heide, Sand, hellgrüne Birken, aromatische Kiefern, alte Eichen und Buchen – dazu die immer inspirierende  Gesellschaft von Judith und auch diesen wunderbaren Hunden. Shannon hat sich ja immer gefragt, was wir an Schafen denn interessanter finden als an Stöcken und Tannenzapfen – so wie Donna vermutlich auch –  

Ja, ich habe damals mein Herz und meine Begeisterung für hütende Border Collies entdeckt. 

Aber es ist ein hartes Leben. Nena, ein halbes Jahr älter, sieht doppelt so als aus wie Shannon oder Donna.

Pat, die Mutter von Hope, ist übrigens auch aus dem Judith-Markus-Rudel