Montag, 18. September 2017

Myway - ziemlich großer Name für so ein bisschen Hund




Myway. Wie bin ich bloß auf diesen wunderschönen Namen gekommen. Die einzige Vorgabe der Züchterin war: er sollte mit M anfangen. Das Papier war schnell vollgekritzelt mit Ideen, meine Tochter, die für alles und jeden Namen erfindet (unvergessen Hübdäh für ihre ungeborene Schwester und ihre Enttäuschung, als das Baby bei der Taufe dann doch Charlotte genannt wurde) wurde um ihren Input gebeten - aber das richtige war einfach noch nicht dabei. Dann stand ich in Mendig am Start und hörte dem Sprecher zu, wie er die Starter ansagte. Meine Gedanken eilten plötzlich Lichtjahre voraus und ich hörte förmlich " Jetzt am Start ist Petrina mit ... mit ... mit Myway". Da war der Name ganz plötzlich da. Und zwar lang bevor es diesen Ohrwurm von Calvin Harris gab. Schon seit jeder liebe ich "I did it Myway" von Frankie Sinatra  - Gänsehaut-Song und Lebensmotto in einem. 

Myway war nach Donna mein erster Welpe  - und eigentlich mein erster echter, denn Donna war schon 13 Wochen gewesen - so war dich doch sehr nervös, als wir ihn in unser Rudel heim holten. Sämtliche Freunde und Bekannten können noch ein Lied davon singen, mit welchen Problemen oder eher möglichen Problemen ich mich beschäftigte.

Top-Flop wurde das Rasenklo. Mühsam hatten Peter und ich irgendwo Grasoden gestochen und in einer flachen Aluwanne zu einem Rasen-Ersatz gebastelt. Die Sache hatte nur einen Haken: Myway kannte keinen Rasen und wusste mit seiner gedachten Toilette auch nichts anzufangen. Winterwelpe eben.

Flexibel gab es dann stattdessen eine Styroporplatte mit Zewa und Zeitung - hat super funktioniert und der Kleine wurde en passant stubenrein.

Auch die Ernährung (meine Hunde werden ja gebarft) klappte problemlos. Das Sheltie war (bzw. ist) sowas von verfressen - die Portionen waren ratzfatz leer und mit den Junior-Zusätzen vom Tierkostexpress wuchs und gedieh der Kleine und ist heute im Gegensatz zu seinen Eltern eine echte Plüschbombe.

Ein wenig Sorgen hatte mir auch die Integration ins Rudel gemacht. Hopsi ist ja schon eine sehr eifersüchtige Koboldprinzessin. Und Fly hab ich da auch nicht ganz getraut.

Naja, begeistert waren alle 3 nicht vom Neuzugang. Von dem Moment an, als ich Myway in Luxemburg ins Auto setzte, bis Münster war non-stop empörtes Gebell. Und Daheim angekommen, knurrte sogar die liebenswerte Donna den kleinen Welpen an. Fly legte dem Neuzugang zwar nahe, ihm fernzubleiben, aber so richtig sauer war Hope. Mit ihr konnten wir den Kleinen echt nicht aus den Augen lassen. Myway zeigte sich von dem Ganzen wenig beeindruckt. Er guckte sich alles an und wenn er etwas besonders interessant fand, setzte er sich hin und schaute es sich ganz in Ruhe weiter an. (Ähnlich wie mittlerweile im Turnier, ohne vorgreifen zu wollen.) Auch sein empört-trotziges Schnauben hat er bis heute beibehalten - auch wenn ich gerade eigentlich sauer sein will, weil er mal wieder in der Fensterbank sitzt und alles anbellt, was sich unten bewegt, kann ich doch nie ernst bleiben.

Letztendlich  spielte sich alles überraschend schnell ein. Hope kriegte von mir ein paar Anraunzer, wenn der Kleine mitleidserregend piepste und dabei ein Pfötchen wie schwerverletzt in die Höhe hielt - aber wir fanden dann schnell heraus, dass Hope nur in die Luft geschnappt hatte - und Myway echtes Schauspieltalent bewies.

Bei Donna hatte ich es damals 2004 gar nicht abwarten können, bis sie alt genug war, um mit ihr etwas unternehmen zu können. Bei Myway genoss ich die Welpenzeit, weil ich wusste, wie schnell er groß werden würde. 

Obwohl er von Anfang an überall dabei war, jede Menge Menschen und Situationen kennenlernte, blieb Myway extrem vorsichtig und abwartend. Anfassen liess er sich von Fremden gar nicht - Leckerlies nahm er zwar, doch  kaum waren die alle, war er wieder auf maximaler Distanz.  



Daran hat sich bis heute trotz allem Training nichts geändert. Der einzige Wermutstropfen bei diesem liebenswerten Hund. Immerhin beim Tierarzt zeigt er sich mittlerweile einigermaßen kooperativ. 

Von Anfang an bereitete ich Myway auch auf unser zukünftiges Agility-Leben vor.
Ich hatte das Glück, in einer tollen Welpen-Agi-Gruppe trainieren können, wo die ganzen Basics - ganz wichtig: Gerätefokus - mit viel Spaß für die Hund und Mensch aufgebaut wurden. Daheim kreiselten wir dann um den Wäschekorb und machten Zonentraining auf einem Brett aus dem Baumarkt. 

Auch die Begleithundeprüfung hatten wir natürlich schon im Auge. Fuß habe ich auf Spaziergängen geklickert, weil Myway das freiwillig gerne angeboten hat, Sitz, Platz und Bleib braucht man ja auch im Alltag. 

Und so lief unser Leben einfach glücklich weiter. Wir waren fast jedes Wochenende auf Turnier, oft mit dem Wohnwagen und unser Kleinteilchen war immer mit dabei. 



Es ist ja schon ein wenig absurd. Da gibt frau sich so viel Mühe, einen tollen Namen für das Sheltie zu finden - und dann wird er doch nur Kleinteilchen, My, Mimi, Piepsi genannt. Wenn ich so genauer nachdenke, sage ich Myway eigentlich meist als Auftakt zu einer Gardinenpredigt. 


Im Mai 2017 bestand ich mit Myway die Begleithundeprüfung. Wir hatten einen wirklich angenehmen und lehrreichen Kurs in Waldacker - und obwohl ich trotz Mentraltraining fast alles unternahm, um meinem Hund im Weg zu stehen, haben wir es auf Anhieb geschafft. Damoklesschwert vom Haken genommen.

Die nächste große Herausforderung stellte nun also unser erstes Turnier dar. Von allen Geräten finde ich den Slalom das schwierigste Gerät. Deswegen zog auch ein Turnierslalom mit Bögen bei uns ein - dazu ein paar Rasenteppiche für das Indoor-Training. Der 6er-Slalom passte in mein Büro, der komplette Slalom reichte dann vom Büro über den Flur bis ins Schlafzimmer. (An dieser Stelle mal ein sehr verdientes Danke an den besten Ehemann von allen, der sämtliche Umbau- und Räummaßnahmen nicht zur klaglos hinnahm, sondern sogar tatkräftig unterstützte. 

Für das finale Slalom-Training fanden wir dann sogar noch in Urberach bei Claudia und ihren Rabauken eine Wiese, auf der Kleinteilchen dann bewies, dass er das ganze verstanden hatte.

Unseren ersten Start hatten wir dann wie die BH in Waldacker. Tja, und damit änderten sich meine Herausforderungen schlagartig. 

Myway zeigte auf Anhieb, dass er ein top ausgebildeter Hund ist. Zonengeräte kein Thema. Okay, manchmal merkte man, dass die Zonen etwas übertrainiert waren und es ein wenig dauerte, bis ich ihn überreden konnte, auch ohne Leckerli weiterzumachen. Auch der Slalom saß auf Anhieb. Zwischen den Geräten lauerte allerdings das Verderben. Wie bei seiner Eingewöhnungszeit bei uns blieb das Piepsi einfach stehen und guckte sich das ganze Drumherum in aller Ruhe an. (Nein, er hat sich nicht gesetzt und auch nicht geschnaubt.) Vor lauter Gucken lief er dann auch mal an einer Hürde vorbei - dann kamen auch noch 1-2 Verweigerungen zu den 23,5 Zeitfehlern. 




Im Ziel war ich dann atemlos - nicht vom Rennen, sondern vom Anfeuern und Rufen. 

Gefühlte tausend Mal hab ich schon gesagt, dass ich mir das nicht wieder antue. Ich finde es fast peinlich, meinen Hund so durch den Parcours zu betteln. Meine liebe Umwelt teilt mir aber mit, dass ich zu viel erwarte, zu ungeduldig bin und der Hund noch so jung.

Stimmt alles. Ich selber sehe mein Schicksal kichern, weil es mir so nett den Spiegel vorhält ... wie oft hab ich mich beim Zusehen schon gefragt, warum dieser arme Hund Agility machen muss ...

Tja, für Ironie ist mein Schicksal echt zu haben. Top ausgebildet, das Kleinteilchen. Und es läuft trotzdem nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Aber, er ist jung und ... hat Spaß im Training - und ich hoffe, dass irgendwann der Trieb so stark ist, dass er die Umwelt ausblendet. Gestern in Groß-Krotzenburg hatten wir ja sogar mal einen platzierten Nuller ... 


Ich bin gespannt.